J.Djuren


Anarchistische Alternativen

 

Wieso werden in einer Gesellschaft in der sich, wie es in der Presse heißt, die Zivilgesellschaft ausweitet gleichzeitig die staatlichen Repressionsinstrumente immer weiter ausgebaut?

Wo liegen eigene Fehler der Basisbewegungen der 70er und 80er, die ihre politische Kaltstellung erleichtert haben?

Inwieweit gilt die Analyse in diesem Text auch für die postmoderne Gesellschaft?

Welche Handlungsalternativen gibt es für AnarchistInnen heute?

Was bedeutet dies für das anarchistische Selbst- bzw. Subjektverständnis?

 

 

Die anarchistische Versuchung gilt der Subversion des Subjekts

 

Anarchie, AnarchistInnen zeichnen sich durch die Ablehnung der Machtausübung aus, nicht um nach der Revolution durch die 'Freie Gesellschaft' zu tollen, dies ist nicht das primäre Ziel, dies ist vielmehr das Mittel. Der Traum ändert die Träumende/den Träumenden. Es ist der Sinn eines Traumes keinen eindeutigen Sinn zu machen. Anarchie bedeutet die Auflösung des bürgerlichen Subjekts, das - "Ich herrsche!" - sagt. Das anarchistische Subjekt schlägt Purzelbäume über sich selbst.

In dem Moment wo Du Dich als Subjekt eindeutig situierst, als Frau/Mann, weiß/schwarz, Deutsch/.. , schließt Du nicht nur für Dich selbst Teile deiner Erfahrungen und Möglichkeiten aus, sondern auch die jeweils Anderen. Diese Spaltung, durch die das (bürgerliche) Subjekt sich definiert, ist die Grundlage von Machtausübung, sie schließt ein Mitleiden aus. Die Aufrichtung dieses Subjekts ist notwendig an Gewalt geknüpft. Ein aktuelles Beispiel ist die Produktion nationaler Identitäten im ehemaligen Jugoslawien, ein anderes die alltägliche Gewalt gegen Frauen.

AnarchistInnen sind die einzigen die dem hegemonialen Diskurs von der Notwendigkeit dieses Subjekts der Machtausübung widersprechen wenn auch nicht unbedingt widerstehen. Die anarchistische Versuchung gilt der Subversion dieses Subjekts, dies betrifft auch die Position des Subjekts als AutorIn dieses Textes. Die Art und Weise des Schreibens ist vom Inhalt nicht zu trennen.

Auch wenn heute nicht mehr von der Notwendigkeit, eines für alle gültigen Subjektbegriffes, einer hegemonialen Macht ausgegangen wird, bleibt die Notwendigkeit der Macht und ihrer je eindeutigen Subjekte unhinterfragt. Statt der einen Erzählung gibt es heute zwar viele, statt des einen Erzählers viele ErzählerInnen. Ein revolutionäres Schreiben müßte aber die Position der Erzählerin/des Erzählers unterminieren. Dies wird aber gerade durch die Fraktalisierung der Gesellschaft, z.B. in Form 'multikultureller' Segregationspolitik, verhindert. Durch die Fraktalisierung werden die Widersprüche, die Ambivalenzen zerteilt, entwirklicht und die Subjekte gewaltsam vereindeutigt, - "Ah, Du bist eine lesbische, schwarze Ausländerin mit gesichertem Aufenthaltsstatus."

 

In der Ideologie der postmodernen Gesellschaft ist die Macht in die Gesellschaft diffundiert, und jede/r aufgefordert sich zu bedienen bei Unterlassungsstrafe des Ausschlusses. Tatsächlich erfolgt aber ein double bind, der gleichzeitigen Aufforderung zur Machtausübung und ihrer Sanktionierung. Die Machtausübung wird nur akzeptiert im Rahmen des zugewiesenen Identitätsrasters. Die Frau, die sich männliche Verhaltensmuster aneignet, z.B. im Alltag an der Tankstelle, oder die AusländerIn, die das gleiche Recht für sich in Anspruch nimmt, wie Deutsche, werden nach wie vor als anmaßend, ja abseitig, verurteilt. Diese Form der Machtausübung bei gleichzeitiger Verregelung und individueller Selbstdisziplinierung gilt als zivilgesellschaftlicher Fortschritt.

Ludwig Börne, neben Georg Büchner und Heinrich Heine der wohl wichtigste Schriftsteller des Vormärz, der revolutionären Ära in Deutschland, schrieb in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, ausgehen von den eigenen Erfahrungen, daß die schlimmste Form der Repression die des preusischen Rechtsstaates wäre und die absolutistische östereichische Willkür dem allemal vorzuziehen sei. Das protestantische Preussen mit seinen modernen, disziplinierten StaatsbürgerInnen ist aber das Vorbild auch der modernen Zivilgesellschaft - zumindest den Beteuerungen der politischen Funktionäre von SPD und CDU nach. Nicht umsonst wurde von ihnen allen einem der größtem Menschenschlächter und Kriegstreiber, Friedrich dem Großen, ehrenvoll gedacht.

Wie läßt sich das Zusammenspiel von Subjekt, Macht, Staat und Zivilgesellschaft fassen?

Ein Theoretiker der Macht in der Moderne ist Antonio Gramsci. Ausgehend von einigen seiner theoretischen Ansätze soll dieses Zusammenspiel im folgenden analysiert werden.

 

 

 

Lesen wir Gramsci als Machiavelli der Moderne

 

Gramsci war Kommunist, erster Sekretär der KPI[1] im Italien der 20er Jahre, d.h. er steht für eine Politik des Umbruchs, er steht aber auch für eine letztendlich doch auf Autorität und Disziplin setzende moderne Politik/Politik der Modernisierung des zu diesem Zeitpunkt aus Gramscis Sicht in der industriellen Entwicklung hinter anderen europäischen Ländern hinterherhinkenden Italiens. Ein Krüppel muß diszipliniert werden. Deutlich wird dies, wenn der im Katholizismus aufgewachsene Gramsci, selbst verkrüppelt, alle protestantisch-disziplinatorischen Register zieht, wenn er in der Ausbildung und im politischen Handeln Disziplin fordert und auf Autoritäten, sei es auch die der Partei, hofft[2]. Und sich damit gerade auch gegen die Momente des Katholizismus wendet, die eine Subversion eines Totalitarismus bürgerlicher Vernunft gestatten. Z.B. die, die ein anderer marxistischer Kulturtheoretiker, Michail Bachtin, in den 30er Jahren unter Bezug auf Rabelais mit dem mittelalterlichen Karnevalesken[3] als revolutionärem Potential benannt hat[4].

Gramsci ist ein Vetreter der bürgerlichen Vernunft, und des bürgerlichen Subjekts. Die Kritik an diesem Subjekt, die Subversion der Vernunft, in den literarisch, künstlerischen Avantgarden seiner Zeit, insbesondere auch in denen der russischen Revolution, aber auch in Wien, wo er sich zwei Jahre aufgehalten hat, wird von ihm fast vollständig ignoriert. Eine Notwendigkeit der Kritik, die Gramsci offensichtlich nicht gesehen hat.

Diesem Zug zum Autoritären entspricht seine Fürsprache für eine starke Nation, einen 'demokratischen Zentralismus'[5], als Gegenbild regionalistischer 'Irrationalität' und provinzieller Vorurteile.

Nichtsdestotrotz sind einige Analysekategorien, einige Beobachtungen auch für AnarchistInnen interessant. Gramsci bezieht sich in seinen Analysen zum Teil auf Machiavelli. Er entwirft eine Übertragung des 'Fürsten', des Hauptwerks Machiavellis, auf die Probleme seiner Zeit[6]. Lesen wir Gramsci in diesem Sinn als Machiavelli der Moderne, so zeigt er Herrschaftsmechanismen und die Abläufe zur Macht zu kommen und sie hegemonial zu befestigen, auf.

Nun sind AnarchistInnen vaterlands- und elternlose GesellInnen, im Gegensatz zu SozialdemokratInnen und Grünen, von denen das immer nur behauptet wird, sind sie es tatsächlich, und als solche nicht interessiert, einen 'modernen Fürsten'[7], sei es die Partei oder sich selbst zu küren, ja überhaupt einen Staat zu machen. Das Wissen um die Strukturen, nach denen Macht und Herrschaft funktionieren, ist aber auch ein Wissen, das gegen sich selbst bzw. die entsprechenden Prozesse, gerichtet werden kann. Dieses Wissen ist auch für die Subversion der Strukturen, die Macht und Herrschaft ermöglichen, sinnvoll. In diesem Sinn will ich im folgenden zwei Analysekategorien Gramscis genauer betrachten und im herrschaftskritischen Sinn verdrehen, seinen Begriff der Zivilgesellschaft und seine Auffassung von der Funktion und der Kategorie der Intellektuellen. Zu bedenken ist dabei, daß Gramsci ein Theoretiker der Moderne aber nicht der Postmoderne ist, die Frage ist also auch, inwieweit sich die Verhältnisse heute geändert haben.

 

 

 

Gewalt, Mord- und Totschlag sind vor allem ein Phänomen der Zivilgesellschaft

 

'Die Formel Guicciardinis, [daß für das Leben eines Staates zwei Dinge absolut notwendig seien: die Waffen und die Religion,] kann in verschiedene andere, weniger drastische Formeln übersetzt werden: Gewalt und Konsens, Zwang und Überzeugung, Staat und Kirche, politische Gesellschaft und Zivilgesellschaft, Politik und Moral [..], Recht und Freiheit, Ordnung und Disziplin, oder, mit einem impliziten Urteil libertären Beigeschmacks, Gewaltsamkeit und Betrug. Auf jeden Fall war in der politischen Auffassung der Renaissance die Religion der Konsens, und die Kirche war die Zivilgesellschaft, der Hegemonieapparat der führenden Gruppe, die keinen eigenen Apparat besaß, das heißt, sie hatte keine eigene kulturelle und intellektuelle Organisation, sondern empfand als solche die universelle kirchliche Organisation.'[8]

Die Zivilgesellschaft ist also eine der notwendigen Vorraussetzungen des Staates, sie konstituiert ihn neben der politischen Gesellschaft. Die Zivilgesellschaft im Sinne Gramscis ist damit explizit kein antagonistisches Element zur staatlichen Gewalt. Gramsci bezieht sich mit dem Begriff der Zivilgesellschaft auf die 'Zivilgesellschaft, wie sie von Hegel verstanden wird,[..] (das heißt im Sinne von politischer und kultureller Hegemonie einer gesellschaftlichen Gruppe über die ganze Gesellschaft, als ethischer Inhalt des Staates)[9]'.

Für Gramsci bedeutet dies, das es für die kommunistische Partei sowohl notwendig ist, die staatliche Gewalt zu übernehmen als auch die Hegemonie, d.h. eine Zivilgesellschaft zu formieren.

Für AnarchistInnen folgt daraus (außer der Sabotage des Machtapparates) die zweite Aufgabe der radikalen Dekonstruktion der Diskurse die Machtausübung ermöglichen, d.h. die zivile Hegemonie einer Gruppe. Diese Machtstrukturen sind nur in der alltagsweltlichen Praxis im alltäglichen Leben aufzulösen, ihr Austausch durch andere kann nicht das Ziel sein. Die Zivilgesellschaft ist kein Quell anarchistischer Praxis, nicht mehr und nicht weniger als der Staat und all seine 'anarchistischen' BeamtInnen.

Die Zunahme der Zivilität, d.h. der Ausbau von Wissenschaft und bürgerlicher Demokratie zur Zivilreligion, mit ihren bürgerlichen Reformationsbewegungen - 'Lassen wir die Kirche im Dorf!' (Joschka Fischer, u.a.) und der gleichzeitige Ausbau der staatliche Repressionsinstrumente nach Innen und Außen, ist kein Widerspruch. In der Bundesrepublik ist dies in den letzten 30 Jahren zu beobachten, am Beispiel der Notstandsgesetze, des § 129a, der Asylrechtsänderung, der Remilitarisierung bis hin zu erneuten Militäreinsätzen als politischer Option u.a.. Bürgerliche Zivilgesellschaft und und staatliche Repression bilden die moderne Hegemonie. Als ReformatorInnen, wo das Re- die Rückbindung bezeichnet, sind die Grünen auch nicht gescheitert - im Gegenteil sie haben wesentlich zur Re-Stabilisierung der bürgerlichen Herrschaftsverhältnisse beigetragen. Welche/Wer einen anderen Staat will, bekommt auch einen, eben wieder einen Staat mit allen dazugehörigen Gewalt- und Herrschaftsverhältnissen. Aus anarchistischer Sicht scheint dies nicht sehr sinnvoll. Der Marsch durch die Institutionen endet in diesen.

Gramsci weist auch darauf hin, daß es für eine revolutionäre Bewegung, die die Macht übernehmen und nicht von ihr übernommen werden will, unerläßlich ist, eine eigene unabhängige Struktur von Intellektuellen/ExpertInnen herauszubilden, eigene Institutionen.[10]

Für AnarchistInnen kann dies nur heißen, die Institutionalisierung, d.h. hierarchische Strukturen (z.B. Parteien, Universitäten, Berufsverbände, Medien, u.a.) die sich formal legitimieren und Kader herausbilden (z.B. über Bildungsinstitutionen - Abschlüße, Zugangsbeschränkungen, interne Schulungen, 'Korpsgeist', u.a.) zu untergraben und ihnen das eigene Wissen und die Liebe/Lust, statt Disziplin, entgegenzusetzen. Die ExpertInnensysteme sind der Ausgangspunkt hegemonialer Macht in der Zivilgesellschaft.

 

Dabei ist die Struktur der Macht in der Postmoderne eine andere als zu Gramscis Zeiten. Galt in der Beschreibung Michel Foucaults[11] für das Mittelalter die Macht des Schwertes, das "Leben lassen und Töten", und für die Moderne die Logik des "Leben machens und sterben lassens", so gilt heute ein "leben lassen und sterben lassen"[12]. Gewalt und Macht basieren zunehmend auf der Macht, Unterstützung zu verweigern, den Hungernden das Essen oder den Arbeitssuchenden den Arbeitsplatz, und nicht auf direkter repressiver Gewalt, die nur noch den groben Rahmen absteckt. 'Ihr habt es doch so gewollt!' Ausbeutung wird zur Gnade. Repressiv wird nur der Rest, diejenigen behandelt, die das Gnadengesuch verweigern und fordernd auftreten, bzw. diejenigen für die z.B. als AusländerInnen kein solches vorgesehen ist.

 

 

Die Eltern schlugen das Kind nie - sie ließen ihm alle Freiheiten - ihrem Kind.

Wunschkind.

'Dich hat der Weihnachtsmann gebracht.' - Ein Streicheln über den Kopf, kurz an die Wange gedrückt.

'Du mußt nicht zum Musikunterricht. Du mußt nicht noch Abends lernen.

Du mußt nicht Geburtstag feiern. Du mußt nicht mit uns essen.'

Aber das Kind wußte ja - die Arbeitslosigkeit, der Abschluß, die Arbeitslosigkeit, die Anderen. 'Willst Du denn keinen Freund/keine Freundin?

Wir lieben Dich.

Liebst Du uns.'

Das Kind mußte ja selber wissen, wie es am besten zurechtkam.

 

Als das Kind 11 Jahre alt wurde, schnürte es sein Bündel

und trat aus dem Spiegel heraus.

 

 

Gewalt, als Macht der Verweigerung, ist aber eine, die primär in der und durch die Zivilgesellschaft, im 'Privaten', ausgeübt wird. Hier wird der Anpassungsdruck an gesellschaftliche Normen unter Strafe der Verweigerung eines existenzsichernden Arbeitsplatzes, sozialer Ausgrenzung, sozialrassistischer Anfeindung aber auch direkter Gewalt, Realität. Frauen, Lesben, Schwule, Schwarze, u.a. müssen auch heute noch damit rechnen, erschlagen zu werden, wenn sie am falschen Ort auffällig werden. Mord und Totschlag finden primär im Zivilen statt; Gewalt, Mord- und Totschlag sind heute in der Bundesrepublik vor allem ein Phänomen der Zivilgesellschaft. Die MörderInnen und TotschlägerInnen, primär Männer, entstehen erst als Produkte dieser bürgerlichen Zivilgesellschaft, und sind auch nicht zufällig überwiegend männlichen Geschlechts[13]. Produkt einer Zivilgesellschaft, die sich selbst, d.h. die Notwendigkeit der Hegemonie der staatstragenden Gruppen, und den Staat wiederum über die Kontrolle dieser Menschen legitimiert. Wie sonst sollte sich das staatstragende Zivile definieren als in dieser Abgrenzung von den Anderen, ist doch die alltägliche Gewalt in ihr, ihr un-heimliches Geheimnis[14].

Die verschwiegene Gewalt gehört zum Alltag jeder gut funktionierenden Familie, zum Verhältnis der Geschlechter, horizontal und vertikal, und ist nicht zu trennen von der Gewalt der Verweigerung, der schwarzen Pädagogik, des Entzugs von Anerkennung, Aufmerksamkeit und Liebe und der Reproduktion von Gewalt.

 

 

 

Die Macht verbirgt ihre Fratze hinter dem nonchalanten Angesicht einer Florence Nithingale, die zum Schutz der Schwachen antritt.

 

Gramsci trägt den modernen bürgerlichen Konsens, daß eine vernünftige Machtausübung notwendig ist[15] mit. Die Macht verbirgt ihre Fratze hinter dem nonchalanten Angesicht einer Florence Nitingale, oder moderner, eines Arnold Schwarzenegger[16] oder der Voyager-Crew, die zum Schutz der Schwachen antritt. Dies sind Masken, die Fassade des BürgerInnentums, als helfende SozialarbeiterIn, ehrlicher Kampfroboter, oder rational humanistische WissenschaftlerIn. Die Bundeswehr im Kampf für die Menschenrechte. Und

 

 

Sie sahen Voyager im Fernsehen.

Das BürgerInnentum war wieder bedroht durch finstere totalitäre Mächte.

Doch inzwischen waren sie sogar in der Lage, eine Borg zu assimilieren -

Hauptsache sie bemüht sich.

Gegen ordentliche AusländerInnen war nichts einzuwenden.

Auch ich gehe gerne mal beim Griechen Essen.

Nur wenn Großmutter mitkommt geht das nicht -

sie mag das nicht.

Aber dann passierte etwas auf dem Holodeck

und niemand wußte mehr welche wer und was war

und alle spielten verrückt.

Seitdem tanzen die Mäuse auf den Tischen.

 

 

das oberste Menschenrecht ist bekanntlich der freie Marktzugang für das Kapital der Großkonzerne, der Schutz 'unserer' Rohstoffvorkommen und 'unserer' politischer Interessen.

Vernunft ist auch bei Gramsci wie bei Kant oder Aristoteles Einsicht in die Notwendigkeit, und die wird heute vom Standort Deutschland bestimmt, und Freiheit ist die Freiheit der Vernünftigen, die dies einsehen.[17] Das ist aber wiederum nicht zu trennen von dem schon bekannten selbstdisziplinierten Subjekt der bürgerlichen Moderne.[18] Die Notwendigkeiten sind immer die der Herrschenden, der hegemonialen Kräfte.

Das 'vernünftige' Subjekt zeichnet sich z.B. durch die Einsicht in die Notwendigkeit aus, daß eine sich um das Kind kümmern muß, und das ist nun mal für Frauen viel praktischer, da sie ja nun weniger verdienen und aufgrund ihrer Biologie usw.. Oder moderner lautet dies unter Berücksichtigung, der schon erwähnten 'Notwendigkeiten der Sicherung des Standorts Deutschland', Einsicht der 'Vernunft' in die Notwendigkeit jede reaktionäre technologische Neuerung, jede technische Verwirklichung einer Utopie von Vorgestern (Computer/Gentechnik), mitzumachen.

Nur in dieser Logik macht auch die gleichzeitige Forderung nach weniger Staat und mehr Polizei Sinn. Hier wird der Staat gleichgesetzt mit einer Sozialgesetzgebung, die durchaus auch Schutzfunktionen erfüllt, entsprechend einer Ideologie, die Macht in ihrer grundlegenden repressiven Funktion soweit entnannt hat, daß die Polizei keine staatliche Macht mehr ist. Nun gilt es natürlich durchaus, die kleinen erkämpften gesetzliche Fortschritte zu bewahren. Wenn Rudolf Rocker das gleiche schreibt, meint er vielleicht nicht dasselbe, es stimmt aber trotzdem.[19] Nur sollte dies nicht dazu führen, Machtausübung gutzuheißen; der Privatbesitz wird durch eben die Macht, die ihn mit sozialen Pflichten koppelt, überhaupt erst geschaffen und erhalten. Innerhalb dieses Kreises ist nur ein Tänzchen mit dem Teufel sinnvoll und die Nutzung der Absurditäten, schließlich hat eine/ein Anarchistin/Anarchist an den Teufel nicht viel zu verlieren. Es gilt die Widersprüche, die Ambivalenzen zu stärken, sie sind keine Schwäche sondern unser Trumpf.

D.h. ein widerspruchsfreies Handeln bewirkt nur die Reproduktion von Herrschaft und Macht, da ich widerspruchsfrei entweder keine praktischen Handlungsansätze finde oder für sie mich gleich mit Haut und Haar verkaufe. Da dort wo 5 AnarchistInnen zusammenstehen, sich 11[20] streiten, dürfte dies aber kein Problem sein, dogmatische Rechtgläubigkeit an das eine richtige System hat mit Anarchie nichts zu tun. Mit einzelen AnarchistInnen leider durchaus.

Rechtgläubigkeit, Einsicht in das richtige Handeln, vereindeutigende biologistische, organische Methaphern[21], Disziplin[22] sollte getrost den 'Wir Linken' der sozialistischen Fraktion überlassen bleiben.

 

 

 

Eine Aufklärung, die sich nicht über sich selbst aufklärt, bleibt repressiv.

 

Auch Gramsci betreibt keine Kritische Theorie, keine Aufklärung der Aufklärung, keine Hinterfragung ihrer Rationalität.[23] Eine Aufklärung, die sich aber nicht über sich selbst aufklärt, bleibt repressiv. Aber gerade weil Gramsci diese Rationalität bürgerlicher Macht reproduziert, ist er nützlich als Ausgangspunkt für eine dialogische Auseinandersetzung über Macht[24]. Denn gerade dadurch wird deutlich, daß von dieser scheinaufklärerischen bürgerlichen Rationalität, und jeder anderen Rationalität der Macht, eine andere Kategorie nicht zu trennen ist. Gemeint ist die Kategorie, die in der deutschen Gramsciübersetzung unter dem Begriff Intellektuelle gefaßt ist.

'Welches sind die "äußersten" Grenzen der Bedeutung von "Intellektueller"? Läßt sich ein einheitliches Kriterium finden, [..]? Der verbreitetste methodische Irrtum scheint mir der, daß dieses [..]Kriterium in der Eigenart der intellektuellen Tätigkeit gesucht worden ist statt im Ensemble des Systems von Verhältnissen, in dem sich jene (und folglich die Gruppen, die sie personifizieren) im allgemeinen Zusammenhang der gesellschaftlichen Verhältnisse befinden.'[25]

und

'Die Intellektuellen sind die "Gehilfen" der herrschenden Gruppe bei der Ausübung der subalternen Funktionen der gesellschaftlichen Hegemonie und der politischen Regierung, nämlich: 1. des "spontanen" Konsens [..]; 2. des staatlichen Zwangsapparats [..].'[26]

Gramsci faßt also unter diesem Begriff die Intelligenz[27] bzw. die ExpertInnen. Die Wertung und den Ausschluß, den die deutsche Übersetzung des Begriffs durch die Subsumierung der ExpertInnen, der BürokratInnen und TechnokratInnen der Macht zu den Intellektuellen betreibt, spitzt dabei, in der teilweisen Verkehrung der Begriffe, die Aussage Gramscis noch einmal zu. Der Teil subversiver Literatinnen/Literaten, Künstlerinnen/Künstler der Avantgarden, z.B. der DadaistInnen, die ansonsten unter diesem Begriff in Deutschland zumindest mitgedacht werden, wird damit, durch Gramsci und seine Übersetzer, aus dieser Kategorie ausgegrenzt. Denn mit Gramsci gilt zwar;

'Alle Menschen sind Intellektuelle, [..]; aber nicht alle Menschen haben in der Gesellschaft die Funktion von Intellektuellen [..].'[28]

Und nur die, die obengenannte Herrschaftsfunktionen ausfüllen, werden von Gramsci als Intellektuelle bezeichnet. Nun gilt das aber für wesentliche Teile der Avantgarden des 19ten und des beginnenden 20ten Jarhunderts nicht.

Georg Büchner z.B. hat seine avantgardistischen Texte in keiner Funktion auch nicht der, der Unterstützung des Bürgertums geschrieben, ein erheblicher Teil der AutorInnen der Avantgarden der 20er Jahre haben sich gerade gegen die Funktionalisierung gewandt und Subjekt und Macht an sich in Frage gestellt, bzw. sie haben versucht diese zu zerstören. Einige der wichtigsten SchriftstellerInnen und KünstlerInnen der revolutionären ästhetischen Avantgarden aber auch einige PhilosophInnen der Moderne, daß heißt die KritikerInnen ihrer Ästhetik, zeichnen sich gerade durch ihre Funktionslosigkeit zu Lebzeiten aus, gerade dadurch, daß sie an keiner Funktion der Macht partizipierten. Für Deutschland sind hier z.B. die DaDaistInnen zu nennen.

Gramsci und auch seine Übersetzer klammern aber insbesondere diese revolutionäre poetische Praxis[29] aus ihrer Betrachtung aus. Dies ist für eine Analyse, der es affirmativ um die Macht geht, auch sinnvoll, da Macht nicht auf der Destruktion der Diskurse basiert, sondern auf ihrem Nachvollzug. Die Texte eines James Joyce[30] oder einer Djuna Barnes eigneten sich zumindest in den 20er Jahren nicht für Zwecke der politischen Machterlangung und Absicherung, da diese Texte explizit die Möglichkeit einer Lösung verneinen.

Ein Beispiel einer auch explizit politisch subversiven Praxis sind die Arbeiten und Aktionen der Surealistin Claude Cahun und ihrer Lebenspartnerin Suzanne Malherbe. In einem Teil iher ironischen Fotomontagen wendet sich Claude Cahun Anfang der 30er Jahre kritisch gegen den Stalinismus in der KP. Als die deutsche Armee Jersey besetzt werden sie und Suzanne Malherbe in der Résitance aktiv. Vom Kirchtum lassen sie eine Fahne wehen: 'Jesus ist groß, aber Hitler ist größer. Jesus starb für die Menschen, doch diue Menschen sterben für Hitler.'[31]

Für viele Intelektuelle ist eine AußenseiterInnenposition aber auf Dauer nicht lebbar. Selbstmord oder Anpassung scheinen die einzige Alternative. Gerade dann, wenn das Umfeld zusammenbricht, kommt es zu Anpassungsprozessen oder Brüchen. Nur so ist zu verstehen, daß z.B. fundierte KritikerInnen des Militärischen sich in einem Akt der Auslöschung der eigenen Träume und des eigenen Wissens zu BefürworterInnen von Natomilitäreinsätzen umerziehen. Auch die Intelektuelle/der Intelektuelle der ästhetischen Avantgarden - Schriftstellerinnen KünstlerInnen - sind von widerständigen politischen Zusammenhängen abhängig, und ohne diese werden sie nur allzuschnell zur herrschaftsaffirmativen WerbeästhetInnen.

 

Gramsci, und seine Übersetzer im Nachvollzug, sprechen implizit die Angewiesenheit der Machtausübung und der Machthabenden auf eine Intelligenz aus, - die sich über ihre Funktion in der Gesellschaft, ihre Ämter, über institutionalisierte Hierarchien definiert, bzw. über ihre Verknüpfung mit dem Stereotyp, also dem, was zu Zeiten als vernünftig gilt. Eine Intelligenz, die vernünftig ist und die nicht im eigenen Lachen Machtausübung in ihrer Absurdität nackt dastehen läßt, die nicht die Vernunft als Herrschaft dechiffriert. Diese Intelligenz ist denn auch richtigerweise in Schulen bei Zeiten zu disziplinieren, auf daß sie 16 Stunden auf ihren Hintern hocken bleibt und nicht auf die Idee kommt, auf dem Tische zu tanzen. Wie Gramsci sich sehr treffend ausdrückt;

'Wäre ein Wissenschaftler von vierzig Jahren fähig, sechzehn Stunden hintereinander am Schreibtisch zu sitzen, wenn er von Kind auf nicht zwangsmäßig, durch mechanischen Zwang die geeigneten psychophysischen Gewohnheiten angenommen hätte? Wenn man große Wissenschaftler auslesen will muß an diesem Punkt wieder begonnen und auf den gesamten schulischen Bereich Druck ausgeübt werden [..].'[32]

Diese Intelligenz scheint auch wieder verstärkt das Ideal einer auf Auslese und Verschulung der Universitäten und Elitediskurse setzenden Bildungspolitik der reaktionären ModernistInnen (z.B. SPD/Grüne-Bundesregierung u.a.) zu sein. Der Ansatz erscheint dabei geradezu vormodern, und verweist doch tatsächlich nur auf die Grundlagen zivilgesellschaftlicher und staatlicher Machtausübung (auch im Demokratismus). Aktuell wird dieser Ansatz in der Diskussion um die Wiedereinführung der "Kopfnoten" (für Disziplin und blahblah) verhandelt.

Eine solche Intelligenz bedarf darüberhinaus aber auch der entsprechenden Distanz von ihrem Gegenstand, am besten sie lernt ihn als Totes zu behandeln[33], wie die SchülerInnen Latein, ansonsten bedrohen das Durcheinander und die 'magische'[34] 'Welt- und Naturauffassung'[35] und das Alltagswissen die Wissenschaft - auch hier spricht Gramsci für die Machtausübung. Und auch hier benennt er eine Notwendigkeit, den Ausschluß subjektiver Erfahrung, bzw. ihrer Objekt-ivierung.

 

 

 

Die ExpertInnensysteme reduzieren die Erfahrungen 'Betroffener' auf scheinobjektive Sachverhalte

 

Die Selbstermächtigung, die Aufwertung eigener subjektiver Erfahrung, war denn auch in den politischen Bewegungen der 70er und 80er Jahre in der BRD ein Mittel zur Entmachtung herrschender Strukturen, in der Anti-AKW-Bewegung genauso wie in der Bewegung gegen sexuelle Gewalt u.a.. Der Niedergang geht nicht zufällig parallel zur Entwicklung einer eigenen Expertokratie. Und die Anti-AKW-Bewegung zeigt, daß dort, wo das Wissen an der Basis verblieben ist, auch Gegenmacht weiter artikuliert werden kann. Die ExpertInnen reduzieren die Erfahrungen 'Betroffener' auf scheinobjektive Sachverhalte, die zentrale Inhalte wie z.B. Schmerzen, Wut oder Ohnmacht als Wissensbestand aus der Sprache aussschließen.

Aber auch der Betroffenheitskult ist Element postmoderner reaktionärer Politpraxis und Mittel der Entpolitisierung. Zwar gilt auf der einen Seite, daß die Herausbildung einer Intelligenz, das heißt eines institutionalisierten, hierarchisierten, formalisierten ExpertInnensystems (z.B. psychotherapeutische oder sonstige formalisierte Ausbildung, Gründung von Parteien, u.a.) ein entscheidender Schritt zum affirmativen Umgang mit Herrschaft und Macht ist, doch andererseits fehlte in den Bewegungen zum Teil auch eine Ebene der produktiven Kritik der eigenen subjektiven Erfahrungen, denn auch für diese gilt die Notwendigkeit der Aufklärung der Aufklärung.

Kritik am 'Betroffenheitskult' wurde/wird meist nur aus dogmatisch-objektivistischer Richtung, z.B. der traditionellen sozialistischen Linken (Grimms-Märchen-Materialismus) lanciert, bzw. moderner wird diese Kritik auch von selbsternannten 'PragmatikerInnen'/'RealistInnen' im Munde geführt. Diese wilhelminischen DenkerInnen der Moderne können sich dabei mit ihren Äußerungen, wie die Bildzeitung, meist der populistischen Zustimmung für ihre Klischees, z.B. dem der 'lustfeindlichen Feministin', sicher sein. Einer solchen leider auch in anarchistischen Kreisen zur Zeit modernen Rede geht es aber letztendlich um das zum-Schweigen-bringen der Betroffenen und nicht um produktives Aufgreifen subjektiver Erfahrungen.

Positive Ausnahmen bilden einige Theorie-Praxis-Ansätze aus der feministischen Auseinandersetzung, z.B. die Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit (Frigga Haug) oder bestimmte Teile der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Umgang mit sexueller Gewalt gegen Kinder (verwiesen sei z.B. auf das Buch; Auf das Opfer darf keiner sich berufen - Schmidt, Tanja - Bielefeld 1996).

 

Betroffenheits- und Objektivismuskult stehen dabei nur bedingt in einem Widerspruch, ansich sind sie zwei Seiten einer Münze. Betroffenheitskult und objektive Wissenschaftlichkeit/Technokratie/Bürokratie bedingen einander, das flauschige Familienidyll bedarf halt immer eines autoritären Vaters/oder einer autoritären Mutter - Ersatzweise tun es auch ein Therapheut oder eine Therapheutin oder die Theoriegurus. Ein Handel der beide Seiten, und damit sich selbst, erst schafft.

D.h. die Expertin/der Experte steht bereits für eine spezifische Herrschaftsstruktur[36], die sie/er, aber die auch sie/ihn selbst, legitimiert. Wenn Gramsci ausführt, daß im Mittelalter die Katholische Kirche die Hegemonie der Adelsherrschaft sichergestellt hat, können in der Moderne die autoritäre Religion der objektiven Wissenschaft und der technokratischen/bürokratischen Apparate, bzw. ihre ProtagonistInnen, an diese Stelle gesetzt werden.

Eine anarchistische Alternative zur Gegenexpertin/zum Gegenexperten ist insofern tatsächlich die Fälschung, die inflationäre Entwertung dieses Münzhandels. Die Spaß-Guerilla knüpft an diesem Punkt an.

 

 

 

 

AnarchistInnen sind abstruse ProtagonistInnen einer abseitigen Politik.

 

 

Jeden Tag eine gute Tat.

 

Das Karnevaleske ist revolutionär.

Über Autos laufen.

Schwänze statt Krawatten kürzen.

Im Alltagshandel mit gefälschter Münze zahlen.

 

 

Die Betonung des Absurden weist über die Kritik hinaus. Die Lust bei solchen Aktionen weist auf dieses Potential des Absurden hin, aber was ist im Absurden politisch revolutionär?

Der Ruf nach Gegenexpertinnen, ist ein Rufen im Walde, ein Anrufen der Autorität, die Suche nach der Teerstraße, anstatt sich ins verschlungene Abseits zu begeben und selbst zu suchen nach einer Lichtung, einer Leiche, einer Kröte, Pilzen - oder einer interessanten Höhle. Und dies benennt einen anderen Punkt: Um nicht in Betroffenheit zu versinken, ist es zentral das Abseitige aufzusuchen, inhaltlich wie formal, das Klischee zu unterwandern. Eine Kritik der Ästhetik, der subjektiven und politischen Erfahrung durchzuführen, nur um sich noch tiefer zu verstricken - und nicht um ihr die Absolution zu erteilen. AnarchistInnen müßten das Ausgeschloßene, das Andere, die Spiegelwelten in die Welt entkommen lassen.

 

Und wo bleibt die politische Handlungsfähigkeit?

 

 

 

 

J. Djuren - Hannover/Meuchefitz 98/99



Wider die Anpassung an Herrschaftsverhältnisse - J.Djuren


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[1] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Band I Chronologie des Lebens von Antonio Gramsci

 

[2] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12

 

[3] Der Deutsche Karneval hat dabei nichts mit diesem Karnevalesken gemein. Die Karnevalsvereine wurden gerade mit dem Ziel der Disziplinierung des Karnevals unter militärischer Besatzung eingeführt. Das Karnevcaleske findet sich z.B. in den Schriften Rabelais.

Im Mittelalter war der Karneval eine reale Außerkraftsetzung für die herrschenden Ordungspraxen, die noch nicht ins protestantische Individuum hineinverlagert waren, ihm nur äußerlich und so tatsächlich aufhebbar.

vgl.: Bachtin, Michail - Rabelais und seine Welt - Frankfurt 1987

 

[4] Eine Schrift, die er zu Zeiten des Stalinismus nicht veröffentlichen konnte.

 

[5] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 9 - 68 Machiavelli. Organischer Zentralismus und demokratischer Zentralismus

 

[6] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 13

 

[7] ebd.

 

[8] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 6 - 87 Waffen und Religion.

[9] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 6 - 24 Enzyklopädische Begriffe. Die Zivilgesellschaft.

Ob dies tatsächlich der hegelschen Definition entspricht ist egal, für die Zwecke dieser Analyse erweist sich diese Fassung Gramscis auf jeden Fall als sinnhaft.

[10] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12

 

[11] Foucault, Michel - Sexualität und Wahrheit Band 1 - Frankfurt 1983

 

[12] Storz, Philipp - Das Mittel ist der Mensch - in: Zeitschrift für intellektuelle Zwischenstufen 1/98 - Hannover 1998

 

[13] Cameron,Deborah/Frazer, Elisabeth - Die Lust am Töten - Berlin 1990

 

[14]Siegmund Freud zitiert nach Brankica Becejac

 

[15] siehe Fußnote 5, 7 u.a.

 

[16] Arnold Schwarzenegger verweist dabei als Terminator I, als böser Heroe, auch auf die Brüche, der diese aufklärerische Stilfigur in der Postmoderne unterworfen ist. In der Geste der Kritik der Doppelmoral der AufklärerInnen (nur redende PolitikerInnen, korrupte und unfähige Beamte, usw.) wird diese Kritik zynisch gewendet, im Sinne daß nur das Böse geradlinig im eigentlichen Sinne sein kann. Dies ist, bedenkt man die Rolle der Disziplin für die Geradlinigkeit, zweifelsohne richtig. Die Aufrechterhaltung des Ideals der Geradlinigkeit stellt dabei eine gedrehte Verdoppelung der Doppelmoral der AufklärerInnen in diesen Filmen dar. Gilt für die Doppelmoral der Bürgerin/des Bürgers, daß für sie privat nicht der Allgemeine Maßsstab gilt, so gilt für den geradlinigen Bösen, daß nur sein böses Handeln gut ist, daß also nur sein privates Handeln dem allgemeinen Maßstab genügt.

 

[17] '[..] eine Ordnung, die aus spontaner Überzeugung und nicht nur aus äußerem Diktat, aus anerkannter und für sich selbst als Freiheit angenommener Notwendigkeit und nicht aus bloßem Zwang eingehalten werden muß.'

Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2 Seite 1522

 

[18] Dies ist die Ideologie des Demokratismus - des Totalitarismus der Mitte.

 

[19] Für Alle, die dies nicht verstanden haben - dies ist eine Ironisierung des Zitierens wichtiger AnarchistInnen.

[20] Nicht einmal für arithmetische Korrektheit zu haben, hat eine/einer vielleicht vier und andere gar keine Meinung.

 

[21] Die Metaphern organischer Intelektueller und einer organischen Erziehung durchzieht das gesamte Heft 12, aber auch andere Metaphern wie Fruchtbarkeit, krankhaft u.a für gesellschaftliche Zustände werden affirmativ von Gramsci verwendet.

Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12

 

[22] 'wenn man auch mit einem gewissen Nachdruck die Pflicht der erwachsenen Generation, das heißt des Staates, einfordern muß, die neue Generation "konform zu machen" [..] zu disziplinieren [..]'

Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2 Seite 1519

u.a. Zitate wäre beliebig ergänzbar.

 

[23] Zumindest nicht in den hier verwendeten Textpassagen, eine Aussage über das Gesamtwerk ist aufgrund seines Stichwortcharakters kaum möglich. Andere mag Gramsci zu anderen Überlegungen anregen - mir war er in diesem Sinn hilfreich..

[24] Eine dialogische Lektüre empfiehlt auch Valentino Gerratana. Insofern geht es in diesem Text auch nicht um eine werkgetreue Wiedergabe Gramscis, sondern um das Aufgreifen einzelner interessanter Gedanken.

Gerratana, Valentino - 'Gramsci lesen' - in: Das Argument 219 - Hamburg 1997

 

[25] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 1 Seite 1499

 

[26] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 1 Seite 1502

 

[27] Das russische Wort Inteligenzia kommt der Bedeutung Gramscis zweifelsohne sehr viel näher als der deutsche Begriff der Intellektuellen.

 

[28] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 1 Seite 1500

 

[29] Kristeva, Julia - Die Revolution der poetischen Sprache - Frankfurt a.M. 1976

 

[30] Die psychoanalytische Deutung die Gramsci in einer Notiz zu Joyce vermerkt, daß heißt die Reduktion der Texte auf Psychoanalytische Sachverhalte, verweist eben auf die Ignoranz gegenüber den politischen Bedeutungen dieser Texte. Gramsci ist hier sehr modern, denn eben diese psychoanalytische Deutungspraxis ist ein zentrales Element der Entnennung des Politischen einer revolutionären Ästhetik, wie sie in der Literaturwissenschaft in den 80er und 90er Jahren betrieben wird.

Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 -

 

[31] Claude Cahun Bilder (Austellungskatalog) - München 1997

 

[32] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2 Seite 1525

 

[33] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2 Seite 1526

 

[34] Alle die meinen, das magische Erfahrungen Unsinn sind, sollten einmal surealistische Texte (z.B. Leonora Carrington) oder Texte des magischen Realismus (z.B. Marquez) lesen.

 

[35] Gramsci, Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2 Seite 1521

[36] Der Ruf nach GegenexpertInnen erinnert an sozialistische Atomkraftwerke - sicher, da die eigenen - volkseigen. Der GAU ist auch nicht alltäglich, der Störfall schon. Atomkraft oder Steinzeit, das ist nicht die Frage, die erstere könnte durchaus einen sicheren Weg in die Steinzeit darstellen, zumindest in ihrer militärischen Komponente. Die Frage ist eben auch nicht objektive Wissenschaftlichkeit oder Betroffenheitskult.




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Zuletzt aktualisiert 30.10.14





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