Anarchistische
Alternativen
Wieso
werden in einer Gesellschaft in der sich, wie es in der Presse heißt, die
Zivilgesellschaft ausweitet gleichzeitig die staatlichen Repressionsinstrumente
immer weiter ausgebaut?
Wo
liegen eigene Fehler der Basisbewegungen der 70er und 80er, die ihre politische
Kaltstellung erleichtert haben?
Inwieweit
gilt die Analyse in diesem Text auch für die postmoderne Gesellschaft?
Welche
Handlungsalternativen gibt es für AnarchistInnen heute?
Was
bedeutet dies für das anarchistische Selbst- bzw. Subjektverständnis?
Die
anarchistische Versuchung gilt der Subversion des Subjekts
Anarchie, AnarchistInnen
zeichnen sich durch die Ablehnung der Machtausübung aus, nicht um nach der
Revolution durch die 'Freie Gesellschaft' zu tollen, dies ist nicht das primäre
Ziel, dies ist vielmehr das Mittel. Der Traum ändert die Träumende/den
Träumenden. Es ist der Sinn eines Traumes keinen eindeutigen Sinn zu machen.
Anarchie bedeutet die Auflösung des bürgerlichen Subjekts, das - "Ich
herrsche!" - sagt. Das anarchistische Subjekt schlägt Purzelbäume über
sich selbst.
In dem Moment wo Du Dich als
Subjekt eindeutig situierst, als Frau/Mann, weiß/schwarz, Deutsch/.. ,
schließt Du nicht nur für Dich selbst Teile deiner Erfahrungen und Möglichkeiten
aus, sondern auch die jeweils Anderen. Diese Spaltung, durch die das
(bürgerliche) Subjekt sich definiert, ist die Grundlage von Machtausübung, sie
schließt ein Mitleiden aus. Die Aufrichtung dieses Subjekts ist notwendig an
Gewalt geknüpft. Ein aktuelles Beispiel ist die Produktion nationaler
Identitäten im ehemaligen Jugoslawien, ein anderes die alltägliche Gewalt gegen
Frauen.
AnarchistInnen sind die
einzigen die dem hegemonialen Diskurs von der Notwendigkeit dieses Subjekts der
Machtausübung widersprechen wenn auch nicht unbedingt widerstehen. Die
anarchistische Versuchung gilt der Subversion dieses Subjekts, dies betrifft
auch die Position des Subjekts als AutorIn dieses Textes. Die Art und Weise des
Schreibens ist vom Inhalt nicht zu trennen.
Auch wenn heute nicht mehr von
der Notwendigkeit, eines für alle gültigen Subjektbegriffes, einer hegemonialen
Macht ausgegangen wird, bleibt die Notwendigkeit der Macht und ihrer je
eindeutigen Subjekte unhinterfragt. Statt der einen Erzählung gibt es heute
zwar viele, statt des einen Erzählers viele ErzählerInnen. Ein revolutionäres
Schreiben müßte aber die Position der Erzählerin/des Erzählers unterminieren.
Dies wird aber gerade durch die Fraktalisierung der Gesellschaft, z.B. in Form
'multikultureller' Segregationspolitik, verhindert. Durch die Fraktalisierung
werden die Widersprüche, die Ambivalenzen zerteilt, entwirklicht und die
Subjekte gewaltsam vereindeutigt, - "Ah, Du bist eine lesbische, schwarze
Ausländerin mit gesichertem Aufenthaltsstatus."
In der Ideologie der
postmodernen Gesellschaft ist die Macht in die Gesellschaft diffundiert, und
jede/r aufgefordert sich zu bedienen bei Unterlassungsstrafe des Ausschlusses.
Tatsächlich erfolgt aber ein double bind, der gleichzeitigen Aufforderung zur
Machtausübung und ihrer Sanktionierung. Die Machtausübung wird nur akzeptiert
im Rahmen des zugewiesenen Identitätsrasters. Die Frau, die sich männliche
Verhaltensmuster aneignet, z.B. im Alltag an der Tankstelle, oder die
AusländerIn, die das gleiche Recht für sich in Anspruch nimmt, wie Deutsche,
werden nach wie vor als anmaßend, ja abseitig, verurteilt. Diese Form der
Machtausübung bei gleichzeitiger Verregelung und individueller
Selbstdisziplinierung gilt als zivilgesellschaftlicher Fortschritt.
Ludwig Börne, neben Georg
Büchner und Heinrich Heine der wohl wichtigste Schriftsteller des Vormärz, der
revolutionären Ära in Deutschland, schrieb in den 30er Jahren des letzten
Jahrhunderts, ausgehen von den eigenen Erfahrungen, daß die schlimmste Form der
Repression die des preusischen Rechtsstaates wäre und die absolutistische
östereichische Willkür dem allemal vorzuziehen sei. Das protestantische
Preussen mit seinen modernen, disziplinierten StaatsbürgerInnen ist aber das
Vorbild auch der modernen Zivilgesellschaft - zumindest den Beteuerungen der
politischen Funktionäre von SPD und CDU nach. Nicht umsonst wurde von ihnen
allen einem der größtem Menschenschlächter und Kriegstreiber, Friedrich dem
Großen, ehrenvoll gedacht.
Wie
läßt sich das Zusammenspiel von Subjekt, Macht, Staat und Zivilgesellschaft
fassen?
Ein
Theoretiker der Macht in der Moderne ist Antonio Gramsci. Ausgehend von einigen
seiner theoretischen Ansätze soll dieses Zusammenspiel im folgenden analysiert
werden.
Lesen wir Gramsci als Machiavelli
der Moderne
Gramsci war Kommunist, erster
Sekretär der KPI[1] im Italien der 20er Jahre, d.h. er steht für eine Politik
des Umbruchs, er steht aber auch für eine letztendlich doch auf Autorität und
Disziplin setzende moderne Politik/Politik der Modernisierung des zu diesem
Zeitpunkt aus Gramscis Sicht in der industriellen Entwicklung hinter anderen
europäischen Ländern hinterherhinkenden Italiens. Ein Krüppel muß diszipliniert
werden. Deutlich wird dies, wenn der im Katholizismus aufgewachsene Gramsci,
selbst verkrüppelt, alle protestantisch-disziplinatorischen Register zieht,
wenn er in der Ausbildung und im politischen Handeln Disziplin fordert und auf
Autoritäten, sei es auch die der Partei, hofft[2].
Und sich damit gerade auch gegen die Momente des Katholizismus wendet, die eine
Subversion eines Totalitarismus bürgerlicher Vernunft gestatten. Z.B. die, die
ein anderer marxistischer Kulturtheoretiker, Michail Bachtin, in den 30er Jahren unter Bezug auf Rabelais
mit dem mittelalterlichen Karnevalesken[3]
als revolutionärem Potential benannt hat[4].
Gramsci ist ein Vetreter der
bürgerlichen Vernunft, und des bürgerlichen Subjekts. Die Kritik an diesem
Subjekt, die Subversion der Vernunft, in den literarisch, künstlerischen
Avantgarden seiner Zeit, insbesondere auch in denen der russischen Revolution,
aber auch in Wien, wo er sich zwei Jahre aufgehalten hat, wird von ihm fast
vollständig ignoriert. Eine Notwendigkeit der Kritik, die Gramsci
offensichtlich nicht gesehen hat.
Diesem Zug zum Autoritären
entspricht seine Fürsprache für eine starke Nation, einen 'demokratischen Zentralismus'[5], als Gegenbild regionalistischer 'Irrationalität' und
provinzieller Vorurteile.
Nichtsdestotrotz sind einige
Analysekategorien, einige Beobachtungen auch für AnarchistInnen interessant.
Gramsci bezieht sich in seinen Analysen zum Teil auf Machiavelli. Er entwirft
eine Übertragung des 'Fürsten', des Hauptwerks Machiavellis, auf die
Probleme seiner Zeit[6]. Lesen wir Gramsci in diesem Sinn als Machiavelli der Moderne, so zeigt
er Herrschaftsmechanismen und die Abläufe zur Macht zu kommen und sie
hegemonial zu befestigen, auf.
Nun sind AnarchistInnen
vaterlands- und elternlose GesellInnen, im Gegensatz zu SozialdemokratInnen und
Grünen, von denen das immer nur behauptet wird, sind sie es tatsächlich, und
als solche nicht interessiert, einen 'modernen
Fürsten'[7], sei es die Partei oder sich selbst zu küren, ja überhaupt
einen Staat zu machen. Das Wissen um die Strukturen, nach denen Macht und
Herrschaft funktionieren, ist aber auch ein Wissen, das gegen sich selbst bzw.
die entsprechenden Prozesse, gerichtet werden kann. Dieses Wissen ist auch für
die Subversion der Strukturen, die Macht und Herrschaft ermöglichen, sinnvoll.
In diesem Sinn will ich im folgenden zwei Analysekategorien Gramscis genauer
betrachten und im herrschaftskritischen Sinn verdrehen, seinen Begriff der
Zivilgesellschaft und seine Auffassung von der Funktion und der Kategorie der
Intellektuellen. Zu bedenken ist dabei, daß Gramsci ein Theoretiker der Moderne
aber nicht der Postmoderne ist, die Frage ist also auch, inwieweit sich die
Verhältnisse heute geändert haben.
Gewalt, Mord- und Totschlag
sind vor allem ein Phänomen der Zivilgesellschaft
'Die Formel Guicciardinis, [daß
für das Leben eines Staates zwei Dinge absolut notwendig seien: die Waffen und
die Religion,] kann in verschiedene andere, weniger drastische Formeln
übersetzt werden: Gewalt und Konsens, Zwang und Überzeugung, Staat und Kirche,
politische Gesellschaft und Zivilgesellschaft, Politik und Moral [..], Recht
und Freiheit, Ordnung und Disziplin, oder, mit einem impliziten Urteil
libertären Beigeschmacks, Gewaltsamkeit und Betrug. Auf jeden Fall war in der
politischen Auffassung der Renaissance die Religion der Konsens, und die Kirche
war die Zivilgesellschaft, der Hegemonieapparat der führenden Gruppe, die
keinen eigenen Apparat besaß, das heißt, sie hatte keine eigene kulturelle und
intellektuelle Organisation, sondern empfand als solche die universelle
kirchliche Organisation.'[8]
Die Zivilgesellschaft ist also
eine der notwendigen Vorraussetzungen des Staates, sie konstituiert ihn neben
der politischen Gesellschaft. Die Zivilgesellschaft im Sinne Gramscis ist damit
explizit kein antagonistisches Element zur staatlichen Gewalt. Gramsci bezieht
sich mit dem Begriff der Zivilgesellschaft auf die 'Zivilgesellschaft, wie sie von Hegel verstanden wird,[..] (das heißt
im Sinne von politischer und kultureller Hegemonie einer gesellschaftlichen
Gruppe über die ganze Gesellschaft, als ethischer Inhalt des Staates)[9]'.
Für Gramsci bedeutet dies, das
es für die kommunistische Partei sowohl notwendig ist, die staatliche Gewalt zu
übernehmen als auch die Hegemonie, d.h. eine Zivilgesellschaft zu formieren.
Für AnarchistInnen folgt daraus
(außer der Sabotage des Machtapparates) die zweite Aufgabe der radikalen
Dekonstruktion der Diskurse die Machtausübung ermöglichen, d.h. die zivile
Hegemonie einer Gruppe. Diese Machtstrukturen sind nur in der alltagsweltlichen
Praxis im alltäglichen Leben aufzulösen, ihr Austausch durch andere kann nicht
das Ziel sein. Die Zivilgesellschaft ist kein Quell anarchistischer Praxis,
nicht mehr und nicht weniger als der Staat und all seine 'anarchistischen'
BeamtInnen.
Die Zunahme der Zivilität, d.h.
der Ausbau von Wissenschaft und bürgerlicher Demokratie zur Zivilreligion, mit
ihren bürgerlichen Reformationsbewegungen - 'Lassen
wir die Kirche im Dorf!' (Joschka
Fischer, u.a.) und der gleichzeitige Ausbau der staatliche
Repressionsinstrumente nach Innen und Außen, ist kein Widerspruch. In der
Bundesrepublik ist dies in den letzten 30 Jahren zu beobachten, am Beispiel der
Notstandsgesetze, des § 129a, der Asylrechtsänderung, der Remilitarisierung bis
hin zu erneuten Militäreinsätzen als politischer Option u.a.. Bürgerliche Zivilgesellschaft
und und staatliche Repression bilden die moderne Hegemonie. Als
ReformatorInnen, wo das Re- die Rückbindung bezeichnet, sind die Grünen auch
nicht gescheitert - im Gegenteil sie haben wesentlich zur Re-Stabilisierung der
bürgerlichen Herrschaftsverhältnisse beigetragen. Welche/Wer einen anderen
Staat will, bekommt auch einen, eben wieder einen Staat mit allen dazugehörigen
Gewalt- und Herrschaftsverhältnissen. Aus anarchistischer Sicht scheint dies
nicht sehr sinnvoll. Der Marsch durch die Institutionen endet in diesen.
Gramsci weist auch darauf hin,
daß es für eine revolutionäre Bewegung, die die Macht übernehmen und nicht von
ihr übernommen werden will, unerläßlich ist, eine eigene unabhängige Struktur
von Intellektuellen/ExpertInnen herauszubilden, eigene Institutionen.[10]
Für AnarchistInnen kann dies
nur heißen, die Institutionalisierung, d.h. hierarchische Strukturen (z.B.
Parteien, Universitäten, Berufsverbände, Medien, u.a.) die sich formal
legitimieren und Kader herausbilden (z.B. über Bildungsinstitutionen -
Abschlüße, Zugangsbeschränkungen, interne Schulungen, 'Korpsgeist', u.a.) zu
untergraben und ihnen das eigene Wissen und die Liebe/Lust, statt Disziplin,
entgegenzusetzen. Die ExpertInnensysteme sind der Ausgangspunkt hegemonialer
Macht in der Zivilgesellschaft.
Dabei ist die Struktur der
Macht in der Postmoderne eine andere als zu Gramscis Zeiten. Galt in der
Beschreibung Michel Foucaults[11] für das Mittelalter die Macht des Schwertes, das "Leben
lassen und Töten", und für die Moderne die Logik des "Leben machens
und sterben lassens", so gilt heute ein "leben lassen und sterben
lassen"[12]. Gewalt und
Macht basieren zunehmend auf der Macht, Unterstützung zu verweigern, den
Hungernden das Essen oder den Arbeitssuchenden den Arbeitsplatz,
und nicht auf direkter repressiver Gewalt, die nur noch den groben Rahmen
absteckt. 'Ihr habt es doch so gewollt!' Ausbeutung wird zur Gnade. Repressiv wird
nur der Rest, diejenigen behandelt, die das Gnadengesuch verweigern und
fordernd auftreten, bzw. diejenigen für die z.B. als AusländerInnen kein
solches vorgesehen ist.
Die
Eltern schlugen das Kind nie - sie ließen ihm alle Freiheiten - ihrem
Kind.
Wunschkind.
'Dich
hat der Weihnachtsmann gebracht.' - Ein Streicheln über den Kopf,
kurz an die Wange gedrückt.
'Du
mußt nicht zum Musikunterricht. Du mußt nicht noch Abends lernen.
Du mußt
nicht Geburtstag feiern. Du mußt nicht mit uns essen.'
Aber
das Kind wußte ja - die Arbeitslosigkeit, der Abschluß, die Arbeitslosigkeit,
die Anderen. 'Willst Du denn keinen Freund/keine Freundin?
Wir
lieben Dich.
Liebst
Du uns.'
Das
Kind mußte ja selber wissen, wie es am besten zurechtkam.
Als das
Kind 11 Jahre alt wurde, schnürte es sein Bündel
und
trat aus dem Spiegel heraus.
Gewalt, als Macht der
Verweigerung, ist aber eine, die primär in der und durch die Zivilgesellschaft,
im 'Privaten', ausgeübt wird. Hier wird der Anpassungsdruck an
gesellschaftliche Normen unter Strafe der Verweigerung eines existenzsichernden
Arbeitsplatzes, sozialer Ausgrenzung, sozialrassistischer Anfeindung aber auch
direkter Gewalt, Realität. Frauen, Lesben, Schwule, Schwarze, u.a. müssen auch
heute noch damit rechnen, erschlagen zu werden, wenn sie am falschen Ort
auffällig werden. Mord und Totschlag finden primär im Zivilen statt; Gewalt,
Mord- und Totschlag sind heute in der Bundesrepublik vor allem ein Phänomen der
Zivilgesellschaft. Die MörderInnen und TotschlägerInnen, primär Männer,
entstehen erst als Produkte dieser bürgerlichen Zivilgesellschaft, und sind
auch nicht zufällig überwiegend männlichen Geschlechts[13]. Produkt einer Zivilgesellschaft, die sich selbst, d.h. die
Notwendigkeit der Hegemonie der staatstragenden Gruppen, und den Staat wiederum
über die Kontrolle dieser Menschen legitimiert. Wie sonst sollte sich das
staatstragende Zivile definieren als in dieser Abgrenzung von den Anderen, ist
doch die alltägliche Gewalt in ihr, ihr un-heimliches Geheimnis[14].
Die verschwiegene Gewalt gehört
zum Alltag jeder gut funktionierenden Familie, zum Verhältnis der Geschlechter,
horizontal und vertikal, und ist nicht zu trennen von der Gewalt der
Verweigerung, der schwarzen Pädagogik, des Entzugs von Anerkennung,
Aufmerksamkeit und Liebe und der Reproduktion von Gewalt.
Die Macht verbirgt ihre Fratze
hinter dem nonchalanten Angesicht einer Florence Nithingale, die zum Schutz der
Schwachen antritt.
Gramsci trägt den modernen
bürgerlichen Konsens, daß eine vernünftige Machtausübung notwendig ist[15] mit. Die Macht verbirgt ihre Fratze hinter dem nonchalanten
Angesicht einer Florence Nitingale, oder moderner, eines Arnold Schwarzenegger[16]
oder der Voyager-Crew, die zum Schutz der Schwachen antritt. Dies sind Masken,
die Fassade des BürgerInnentums, als helfende SozialarbeiterIn,
ehrlicher Kampfroboter, oder rational humanistische WissenschaftlerIn. Die
Bundeswehr im Kampf für die Menschenrechte. Und
Sie sahen Voyager im Fernsehen.
Das BürgerInnentum war wieder bedroht
durch finstere totalitäre Mächte.
Doch inzwischen waren sie sogar in
der Lage, eine Borg zu assimilieren -
Hauptsache sie bemüht sich.
Gegen ordentliche AusländerInnen war
nichts einzuwenden.
Auch ich gehe gerne mal beim Griechen
Essen.
Nur wenn Großmutter mitkommt geht das
nicht -
sie mag das nicht.
Aber dann passierte etwas auf dem
Holodeck
und niemand wußte mehr welche wer und
was war
und alle spielten verrückt.
Seitdem tanzen die Mäuse auf den
Tischen.
das oberste Menschenrecht ist
bekanntlich der freie Marktzugang für das Kapital der Großkonzerne, der Schutz
'unserer' Rohstoffvorkommen und 'unserer' politischer Interessen.
Vernunft ist auch bei Gramsci
wie bei Kant oder Aristoteles Einsicht in die Notwendigkeit, und die wird heute
vom Standort Deutschland bestimmt, und Freiheit ist die Freiheit der
Vernünftigen, die dies einsehen.[17] Das ist aber wiederum nicht zu trennen von dem schon
bekannten selbstdisziplinierten Subjekt der bürgerlichen Moderne.[18]
Die Notwendigkeiten sind immer die der Herrschenden, der hegemonialen Kräfte.
Das 'vernünftige' Subjekt
zeichnet sich z.B. durch die Einsicht in die Notwendigkeit aus, daß eine sich
um das Kind kümmern muß, und das ist nun mal für Frauen viel praktischer, da
sie ja nun weniger verdienen und aufgrund ihrer Biologie usw.. Oder moderner
lautet dies unter Berücksichtigung, der schon erwähnten 'Notwendigkeiten der
Sicherung des Standorts Deutschland', Einsicht der 'Vernunft' in die
Notwendigkeit jede reaktionäre technologische Neuerung, jede technische
Verwirklichung einer Utopie von Vorgestern (Computer/Gentechnik), mitzumachen.
Nur in dieser Logik macht auch
die gleichzeitige Forderung nach weniger Staat und mehr Polizei Sinn. Hier wird
der Staat gleichgesetzt mit einer Sozialgesetzgebung, die durchaus auch
Schutzfunktionen erfüllt, entsprechend einer Ideologie, die Macht in ihrer
grundlegenden repressiven Funktion soweit entnannt hat, daß die Polizei keine
staatliche Macht mehr ist. Nun gilt es natürlich durchaus, die kleinen
erkämpften gesetzliche Fortschritte zu bewahren. Wenn Rudolf Rocker das gleiche
schreibt, meint er vielleicht nicht dasselbe, es stimmt aber trotzdem.[19] Nur sollte dies nicht dazu führen, Machtausübung
gutzuheißen; der Privatbesitz wird durch eben die Macht, die ihn mit sozialen
Pflichten koppelt, überhaupt erst geschaffen und erhalten. Innerhalb dieses
Kreises ist nur ein Tänzchen mit dem Teufel sinnvoll und die Nutzung der
Absurditäten, schließlich hat eine/ein Anarchistin/Anarchist an den Teufel
nicht viel zu verlieren. Es gilt die Widersprüche, die Ambivalenzen zu stärken,
sie sind keine Schwäche sondern unser Trumpf.
D.h. ein widerspruchsfreies
Handeln bewirkt nur die Reproduktion von Herrschaft und Macht, da ich widerspruchsfrei entweder keine praktischen
Handlungsansätze finde oder für sie mich gleich mit Haut und Haar verkaufe. Da
dort wo 5 AnarchistInnen zusammenstehen, sich 11[20] streiten, dürfte dies aber kein Problem sein, dogmatische
Rechtgläubigkeit an das eine richtige System hat mit Anarchie nichts zu tun.
Mit einzelen AnarchistInnen leider durchaus.
Rechtgläubigkeit, Einsicht in das richtige Handeln, vereindeutigende biologistische, organische
Methaphern[21], Disziplin[22]
sollte getrost den 'Wir
Linken' der sozialistischen Fraktion
überlassen bleiben.
Eine Aufklärung, die sich nicht
über sich selbst aufklärt, bleibt repressiv.
Auch Gramsci betreibt keine
Kritische Theorie, keine Aufklärung der Aufklärung, keine Hinterfragung ihrer
Rationalität.[23] Eine Aufklärung, die sich aber nicht über sich selbst
aufklärt, bleibt repressiv. Aber gerade weil Gramsci diese Rationalität
bürgerlicher Macht reproduziert, ist er nützlich als Ausgangspunkt für eine
dialogische Auseinandersetzung über Macht[24].
Denn gerade dadurch wird deutlich, daß von dieser scheinaufklärerischen
bürgerlichen Rationalität, und jeder anderen Rationalität der Macht, eine
andere Kategorie nicht zu trennen ist. Gemeint ist die Kategorie, die in der
deutschen Gramsciübersetzung unter dem Begriff Intellektuelle gefaßt ist.
'Welches sind die
"äußersten" Grenzen der Bedeutung von "Intellektueller"?
Läßt sich ein einheitliches Kriterium finden, [..]? Der
verbreitetste methodische Irrtum scheint mir der, daß dieses [..]Kriterium in
der Eigenart der intellektuellen Tätigkeit gesucht worden ist statt im Ensemble
des Systems von Verhältnissen, in dem sich jene (und folglich die Gruppen, die
sie personifizieren) im allgemeinen Zusammenhang der gesellschaftlichen
Verhältnisse befinden.'[25]
und
'Die Intellektuellen sind die
"Gehilfen" der herrschenden Gruppe bei der Ausübung der subalternen
Funktionen der gesellschaftlichen Hegemonie und der politischen Regierung,
nämlich: 1. des "spontanen" Konsens [..]; 2. des staatlichen
Zwangsapparats [..].'[26]
Gramsci faßt also unter diesem
Begriff die Intelligenz[27] bzw. die ExpertInnen. Die Wertung und den Ausschluß, den die
deutsche Übersetzung des Begriffs durch die Subsumierung der ExpertInnen, der
BürokratInnen und TechnokratInnen der Macht zu den Intellektuellen betreibt,
spitzt dabei, in der teilweisen Verkehrung der Begriffe, die Aussage Gramscis
noch einmal zu. Der Teil subversiver Literatinnen/Literaten,
Künstlerinnen/Künstler der Avantgarden, z.B. der DadaistInnen, die ansonsten
unter diesem Begriff in Deutschland zumindest mitgedacht werden, wird damit,
durch Gramsci und seine Übersetzer, aus dieser Kategorie ausgegrenzt. Denn mit
Gramsci gilt zwar;
'Alle Menschen sind
Intellektuelle, [..]; aber nicht alle Menschen haben in der Gesellschaft die
Funktion von Intellektuellen [..].'[28]
Und nur die, die obengenannte
Herrschaftsfunktionen ausfüllen, werden von Gramsci als Intellektuelle
bezeichnet. Nun gilt das aber für wesentliche Teile der Avantgarden des 19ten
und des beginnenden 20ten Jarhunderts
nicht.
Georg Büchner z.B. hat seine
avantgardistischen Texte in keiner Funktion auch nicht der, der Unterstützung
des Bürgertums geschrieben, ein erheblicher Teil der AutorInnen der Avantgarden
der 20er Jahre haben sich gerade gegen die Funktionalisierung gewandt und
Subjekt und Macht an sich in Frage gestellt, bzw. sie haben versucht diese zu
zerstören. Einige der wichtigsten SchriftstellerInnen und KünstlerInnen der
revolutionären ästhetischen Avantgarden aber auch einige PhilosophInnen der
Moderne, daß heißt die KritikerInnen ihrer Ästhetik, zeichnen sich gerade durch
ihre Funktionslosigkeit zu Lebzeiten aus, gerade dadurch, daß sie an keiner
Funktion der Macht partizipierten. Für Deutschland sind hier z.B. die
DaDaistInnen zu nennen.
Gramsci und auch seine
Übersetzer klammern aber insbesondere diese revolutionäre poetische Praxis[29] aus ihrer Betrachtung aus. Dies ist für eine Analyse, der es
affirmativ um die Macht geht, auch sinnvoll, da Macht nicht auf der Destruktion
der Diskurse basiert, sondern auf ihrem Nachvollzug. Die Texte eines James
Joyce[30]
oder einer Djuna Barnes eigneten sich zumindest in den 20er Jahren nicht für
Zwecke der politischen Machterlangung und Absicherung, da diese Texte explizit
die Möglichkeit einer Lösung verneinen.
Ein Beispiel einer auch
explizit politisch subversiven Praxis sind die Arbeiten und Aktionen der
Surealistin Claude Cahun und ihrer Lebenspartnerin Suzanne Malherbe. In einem
Teil iher ironischen Fotomontagen wendet sich Claude Cahun Anfang der 30er
Jahre kritisch gegen den Stalinismus in der KP. Als die deutsche Armee Jersey
besetzt werden sie und Suzanne Malherbe in der Résitance aktiv. Vom Kirchtum
lassen sie eine Fahne wehen: 'Jesus ist
groß, aber Hitler ist größer. Jesus starb für die Menschen, doch diue Menschen
sterben für Hitler.'[31]
Für viele Intelektuelle ist
eine AußenseiterInnenposition aber auf Dauer nicht lebbar. Selbstmord oder
Anpassung scheinen die einzige Alternative. Gerade dann, wenn das Umfeld
zusammenbricht, kommt es zu Anpassungsprozessen oder Brüchen. Nur so ist zu
verstehen, daß z.B. fundierte KritikerInnen des Militärischen sich in einem Akt
der Auslöschung der eigenen Träume und des eigenen Wissens zu BefürworterInnen
von Natomilitäreinsätzen umerziehen. Auch die Intelektuelle/der Intelektuelle
der ästhetischen Avantgarden - Schriftstellerinnen KünstlerInnen - sind von
widerständigen politischen Zusammenhängen abhängig, und ohne diese werden sie
nur allzuschnell zur herrschaftsaffirmativen WerbeästhetInnen.
Gramsci, und seine Übersetzer
im Nachvollzug, sprechen implizit die Angewiesenheit der Machtausübung und der
Machthabenden auf eine Intelligenz aus, - die sich über ihre Funktion in der
Gesellschaft, ihre Ämter, über institutionalisierte Hierarchien definiert, bzw.
über ihre Verknüpfung mit dem Stereotyp, also dem, was zu Zeiten als vernünftig
gilt. Eine Intelligenz, die vernünftig ist und die nicht im eigenen Lachen
Machtausübung in ihrer Absurdität nackt dastehen läßt, die nicht die Vernunft als
Herrschaft dechiffriert. Diese Intelligenz ist denn auch richtigerweise in
Schulen bei Zeiten zu disziplinieren, auf daß sie 16 Stunden auf ihren Hintern
hocken bleibt und nicht auf die Idee kommt, auf dem Tische zu tanzen. Wie
Gramsci sich sehr treffend ausdrückt;
'Wäre ein Wissenschaftler von
vierzig Jahren fähig, sechzehn Stunden hintereinander am Schreibtisch zu
sitzen, wenn er von Kind auf nicht zwangsmäßig, durch mechanischen Zwang die
geeigneten psychophysischen Gewohnheiten angenommen hätte? Wenn man große
Wissenschaftler auslesen will muß an diesem Punkt wieder begonnen und auf den
gesamten schulischen Bereich Druck ausgeübt werden [..].'[32]
Diese Intelligenz scheint auch
wieder verstärkt das Ideal einer auf Auslese und Verschulung der Universitäten
und Elitediskurse setzenden Bildungspolitik der reaktionären ModernistInnen
(z.B. SPD/Grüne-Bundesregierung u.a.) zu sein. Der Ansatz erscheint dabei
geradezu vormodern, und verweist doch tatsächlich nur auf die Grundlagen
zivilgesellschaftlicher und staatlicher Machtausübung (auch im Demokratismus).
Aktuell wird dieser Ansatz in der Diskussion um die Wiedereinführung der
"Kopfnoten" (für Disziplin und blahblah) verhandelt.
Eine solche Intelligenz bedarf
darüberhinaus aber auch der entsprechenden Distanz von ihrem Gegenstand, am
besten sie lernt ihn als Totes zu behandeln[33], wie die SchülerInnen Latein, ansonsten bedrohen das
Durcheinander und die 'magische'[34] 'Welt- und Naturauffassung'[35] und das Alltagswissen die Wissenschaft - auch hier spricht
Gramsci für die Machtausübung. Und auch hier benennt er eine Notwendigkeit, den
Ausschluß subjektiver Erfahrung, bzw. ihrer Objekt-ivierung.
Die ExpertInnensysteme
reduzieren die Erfahrungen 'Betroffener' auf scheinobjektive Sachverhalte
Die Selbstermächtigung, die
Aufwertung eigener subjektiver Erfahrung, war denn auch in den politischen
Bewegungen der 70er und 80er Jahre in der BRD ein Mittel zur Entmachtung
herrschender Strukturen, in der Anti-AKW-Bewegung genauso wie in der Bewegung
gegen sexuelle Gewalt u.a.. Der Niedergang geht nicht zufällig parallel zur
Entwicklung einer eigenen Expertokratie. Und die Anti-AKW-Bewegung zeigt, daß
dort, wo das Wissen an der Basis verblieben ist, auch Gegenmacht weiter
artikuliert werden kann. Die ExpertInnen reduzieren die Erfahrungen
'Betroffener' auf scheinobjektive Sachverhalte, die zentrale Inhalte wie z.B.
Schmerzen, Wut oder Ohnmacht als Wissensbestand aus der Sprache aussschließen.
Aber auch der
Betroffenheitskult ist Element postmoderner reaktionärer Politpraxis und Mittel
der Entpolitisierung. Zwar gilt auf der einen Seite, daß die Herausbildung
einer Intelligenz, das heißt eines institutionalisierten, hierarchisierten,
formalisierten ExpertInnensystems (z.B. psychotherapeutische oder sonstige
formalisierte Ausbildung, Gründung von Parteien, u.a.) ein entscheidender
Schritt zum affirmativen Umgang mit Herrschaft und Macht ist, doch andererseits
fehlte in den Bewegungen zum Teil auch eine Ebene der produktiven Kritik der
eigenen subjektiven Erfahrungen, denn auch für diese gilt die Notwendigkeit der
Aufklärung der Aufklärung.
Kritik am 'Betroffenheitskult'
wurde/wird meist nur aus dogmatisch-objektivistischer Richtung, z.B. der
traditionellen sozialistischen Linken (Grimms-Märchen-Materialismus) lanciert,
bzw. moderner wird diese Kritik auch von selbsternannten
'PragmatikerInnen'/'RealistInnen' im Munde geführt. Diese wilhelminischen
DenkerInnen der Moderne können sich dabei mit ihren Äußerungen, wie die
Bildzeitung, meist der populistischen Zustimmung für ihre Klischees, z.B. dem
der 'lustfeindlichen Feministin', sicher sein. Einer solchen leider auch in
anarchistischen Kreisen zur Zeit modernen Rede geht es aber letztendlich um das
zum-Schweigen-bringen der Betroffenen und nicht um produktives Aufgreifen subjektiver
Erfahrungen.
Positive Ausnahmen bilden
einige Theorie-Praxis-Ansätze aus der feministischen Auseinandersetzung, z.B.
die Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit (Frigga Haug) oder bestimmte
Teile der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Umgang mit sexueller Gewalt
gegen Kinder (verwiesen sei z.B. auf das Buch; Auf das Opfer darf keiner sich
berufen - Schmidt, Tanja - Bielefeld 1996).
Betroffenheits- und
Objektivismuskult stehen dabei nur bedingt in einem Widerspruch, ansich sind
sie zwei Seiten einer Münze. Betroffenheitskult und objektive
Wissenschaftlichkeit/Technokratie/Bürokratie bedingen einander, das flauschige
Familienidyll bedarf halt immer eines autoritären Vaters/oder einer autoritären
Mutter - Ersatzweise tun es auch ein Therapheut oder eine Therapheutin oder die
Theoriegurus. Ein Handel der beide Seiten, und damit sich selbst, erst schafft.
D.h. die Expertin/der Experte
steht bereits für eine spezifische Herrschaftsstruktur[36], die sie/er, aber die auch sie/ihn selbst, legitimiert. Wenn
Gramsci ausführt, daß im Mittelalter die Katholische Kirche die Hegemonie der
Adelsherrschaft sichergestellt hat, können in der Moderne die autoritäre
Religion der objektiven Wissenschaft und der technokratischen/bürokratischen
Apparate, bzw. ihre ProtagonistInnen, an diese Stelle gesetzt werden.
Eine anarchistische Alternative
zur Gegenexpertin/zum Gegenexperten ist insofern tatsächlich die Fälschung, die
inflationäre Entwertung dieses Münzhandels. Die Spaß-Guerilla knüpft an diesem
Punkt an.
AnarchistInnen sind abstruse
ProtagonistInnen einer abseitigen Politik.
Jeden Tag eine gute Tat.
Das Karnevaleske ist revolutionär.
Über Autos laufen.
Schwänze statt Krawatten kürzen.
Im Alltagshandel mit gefälschter
Münze zahlen.
Die Betonung des Absurden weist
über die Kritik hinaus. Die Lust bei solchen Aktionen weist auf dieses
Potential des Absurden hin, aber was ist im Absurden politisch revolutionär?
Der Ruf nach Gegenexpertinnen,
ist ein Rufen im Walde, ein Anrufen der Autorität, die Suche nach der
Teerstraße, anstatt sich ins verschlungene Abseits zu begeben und selbst zu
suchen nach einer Lichtung, einer Leiche, einer Kröte, Pilzen - oder einer
interessanten Höhle. Und dies benennt einen anderen Punkt: Um nicht in
Betroffenheit zu versinken, ist es zentral das Abseitige aufzusuchen,
inhaltlich wie formal, das Klischee zu unterwandern. Eine Kritik der Ästhetik,
der subjektiven und politischen Erfahrung durchzuführen, nur um sich noch
tiefer zu verstricken - und nicht um ihr die Absolution zu erteilen.
AnarchistInnen müßten das Ausgeschloßene, das Andere, die Spiegelwelten in die
Welt entkommen lassen.
Und wo bleibt die politische
Handlungsfähigkeit?
J.
Djuren - Hannover/Meuchefitz 98/99
Wider die Anpassung an Herrschaftsverhältnisse - J.Djuren
[3] Der Deutsche Karneval hat dabei nichts mit diesem
Karnevalesken gemein. Die Karnevalsvereine wurden gerade mit dem Ziel der
Disziplinierung des Karnevals unter militärischer Besatzung eingeführt. Das
Karnevcaleske findet sich z.B. in den Schriften Rabelais.
Im
Mittelalter war der Karneval eine reale Außerkraftsetzung für die herrschenden
Ordungspraxen, die noch nicht ins protestantische Individuum hineinverlagert
waren, ihm nur äußerlich und so tatsächlich aufhebbar.
[8] Gramsci, Antonio -
Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 6 - 87 Waffen und
Religion.
[9] Gramsci, Antonio -
Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 6 - 24
Enzyklopädische Begriffe. Die Zivilgesellschaft.
Ob dies tatsächlich der hegelschen Definition entspricht ist egal, für
die Zwecke dieser Analyse erweist sich diese Fassung Gramscis auf jeden Fall
als sinnhaft.
[17] '[..] eine Ordnung, die aus spontaner Überzeugung und
nicht nur aus äußerem Diktat, aus anerkannter und für sich selbst als Freiheit
angenommener Notwendigkeit und nicht aus bloßem Zwang eingehalten werden muß.'
[19] Für Alle, die dies nicht
verstanden haben - dies ist eine Ironisierung des Zitierens wichtiger
AnarchistInnen.
[21] Die Metaphern organischer Intelektueller und einer organischen Erziehung durchzieht das
gesamte Heft 12, aber auch andere Metaphern wie Fruchtbarkeit, krankhaft u.a
für gesellschaftliche Zustände werden affirmativ von Gramsci verwendet.
[22] 'wenn man auch mit einem gewissen Nachdruck die Pflicht
der erwachsenen Generation, das heißt des Staates, einfordern muß, die neue
Generation "konform zu machen" [..] zu disziplinieren [..]'
Gramsci,
Antonio - Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2
Seite 1519
[23] Zumindest nicht in den
hier verwendeten Textpassagen, eine Aussage über das Gesamtwerk ist aufgrund
seines Stichwortcharakters kaum möglich. Andere mag Gramsci zu anderen
Überlegungen anregen - mir war er in diesem Sinn hilfreich..
[24] Eine dialogische Lektüre empfiehlt auch Valentino
Gerratana. Insofern geht es in diesem Text auch nicht um eine werkgetreue
Wiedergabe Gramscis, sondern um das Aufgreifen einzelner interessanter
Gedanken.
[30] Die psychoanalytische Deutung die Gramsci in einer Notiz
zu Joyce vermerkt, daß heißt die Reduktion der Texte auf Psychoanalytische
Sachverhalte, verweist eben auf die Ignoranz gegenüber den politischen
Bedeutungen dieser Texte. Gramsci ist hier sehr modern, denn eben diese psychoanalytische
Deutungspraxis ist ein zentrales Element der Entnennung des Politischen einer
revolutionären Ästhetik, wie sie in der Literaturwissenschaft in den 80er und
90er Jahren betrieben wird.
[35] Gramsci, Antonio -
Gefängsnishefte Kritische Gesamtausgabe - Hamburg 1992 - Heft 12 - 2 Seite 1521
[36] Der Ruf nach GegenexpertInnen erinnert an sozialistische
Atomkraftwerke - sicher, da die eigenen - volkseigen. Der GAU ist auch nicht
alltäglich, der Störfall schon. Atomkraft oder Steinzeit, das ist nicht die
Frage, die erstere könnte durchaus einen sicheren Weg in die Steinzeit
darstellen, zumindest in ihrer militärischen Komponente. Die Frage ist eben
auch nicht objektive Wissenschaftlichkeit oder Betroffenheitskult.
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Impressum: Paula & Karla Irrliche
Zuletzt aktualisiert 30.10.14
Anarchie. Anarchistische Alternativen, Analyse der Herrschaftsverhältnisse ausgehend von Antonio Gramci - Text über; anarchistisch Anarchismus Politik Widerstand Gegenwehr Alternativen Linke RadikalAntisexismus antisexistisch Antirassismus Antikapitalismus Kapitalismus Kritik