J.Djuren


Nicht der Kapitalismus ist in der Krise -

der Kapitalismus ist die Krise

 

Genauer könnte es auch heißen; "Der Kapitalismus ißt die Krise", und wird dabei fett und kugelrund. Der Kapitalismus lebt von der Verknappung, Sand am Strand läßt sich nicht verkaufen. Erst wenn ich Menschen soweit in unerträgliche Lebensbedingungen gebracht habe, daß sie nach jeder Scheinmöglichkeit ihnen zu entfliehen greifen, und massenhaft zu bestimmten Zeiten an den Sandstränden einfallen, wird Strand zu einem handelbaren Gut.

 

Die Geschichte des Kapitalismus ist eine Geschichte der immer weitergehenden Enteignung der Menschen von ihren Lebensgrundlagen. Die systematische Zerstörung von Resourcen, ihre Verknappung, die Vergiftung der Umwelt, ist Teil der kapitalistischen Gesellschaftsentwicklung. Die Vernichtung eines allgemeinen Zugangs zu Resourcen, die Zerstörung bestehender Lebensmöglichkeiten, garantieren die Ausweitung des Kapitalismus auf immer weitere Lebensbereiche.

 

Meine Großeltern haben ihr Wasser noch aus dem eigenen Brunnen bezogen, inzwischen ist dieses Wasser nicht mehr trinkbar, eine Folge der industrialisierten Landwirtschaft (Nitrat- und Pestizidbelastung). Demnächst werden wohl die Wasserwerke privatisiert und an der Börse kapitalisiert werden.

 

Umweltverschmutzung, Resourcenvergeudung selbst Massenmord sind keine Gefahr für den Kapitalismus, solange die Entwicklung nicht plötzlich vonstatten geht.

 

Tschernobyl war eine Kathastrophe, die alltägliche schleichende radioaktive Vergiftung unserer Umwelt ist dies für den Kapitalismus nicht. Im Gegenteil der boomende Medizinsektor ist ein zunehmend wichtigerer Wirtschaftsfaktor. Niemand will hier Kosten einsparen. Deutlich wird dies in der Orientierung der Politik an den USA, dem Land mit den höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf. Es geht bei der Gesundheitsreform nicht ums Sparen, sondern um die Privatisierung dieses Sektors der Wirtschaft.

 

Die Konzepte, die heute von Grüner und anderer Seite unter dem Titel Nachhaltigkeit diskutiert werden, sollen diese Dynamik nicht ändern, sie sollen sie nur steuerbar machen. Es geht bei diesen Konzepten einzig und allein darum plötzliche krisenhafte Entwicklungen zu vermeiden.

 

Z.B. beim CO² Ausstoß; Alle wissen, daß die Bemühungen am Erdboden, im Autoverkehr und Energiebereich, durch die Steigerungen beim Luftverkehrsaufkommen wieder zunichte gemacht werden (Da die Schadstoffe in großer Höhe ein vielfaches der Wirkung am Erdboden entfalten). Alle wissen heißt hier, daß vielfältige kleine Gruppen aber auch Greenpeace und renomierte Wissenschaftsinstitutionen bereits vor Jahren auf dieses Problem aufmerksam gemacht haben.

Das heißt, es geht nicht um die Verhinderung der Klimakathastrophe, sondern um eine gewisse Verlangsammung ihres Eintritts. Verhindert werden sollen plötzliche Verschlechterungen, die vielleicht zu Unruhen oder gar Revolutionen führen könnten. An der schleichenden Erzeugung immer neuer Abhängigkeiten läßt sich hingegen gut verdienen.

 

Ich denke, daß dies nicht nur für die sogenannte 'Umweltkrise' gilt, sondern, daß auch andere Krisen eher auf Tendezen der Ausweitung des kapitalistischen Systems hinweisen, als auf seinen Zusammenbruch.

Insbesonder gilt dies für mich auch für die Krise der Produktions und Arbeitsverhältnisse zur Zeit.

 

Als Anarchist wil ich im Gegensatz zum Sozialismus nicht diese Produktionsverhältnisse wenden, oder gar in der Hoffnung verharren, dies würde vom Himmel fallen, sondern Alternativen aufsuchen und durchsetzen. Mich interessieren die unterdrückten, die abseitigen, die noch nicht kapitalisierten Lebensverhältnisse und die aus ihnen resultierenden Möglichkeiten, also die nichthegemoniale Diskurse.

 

Um mich diesen zuwenden zu können, muß ich aber das, was passiert, verstehen. Dabei ist zu bedenken, daß auch die alten Verhältnisse schon beschissen ware. Ein Zurück ist keine Option.

 

 

Ich möchte im folgenden einen Ansatz einer möglichen Analyse des derzeitigen Umbruchs zur Diskussion stellen.

Ausgangspunkt ist mein Wollen als Anarchist, die Suche nach Veränderungsmöglichkeiten, nach Ansätzen in einem immer lückenloser erscheinendem Machtapparat, die Suche nach Lücken in einer immer zwangsläufiger erscheinenden Entwicklung.

 

Im Artikel - 'Die Kapitalisierung des Denkens und Träumens und des Lebens' - versuche ich die zur Zeit stattfindende Entwicklung der Produktionsverhältnisse zu fassen. Ich sehe hier eine Ausweitung der Kapitalisierung auf Lebensbereiche, die bisher ausgenommen waren, das Denken, das Träumen, und das Leben. Ausgenommen heißt dabei aber nicht herrschaftsfrei. Dies ist zu sehen, um zu begreifen, wieso die Zerstörung bestehender Strukturen vielfach freudig unterstützt wird.

Eine Analyse, die Ihr im Artikel nachlesen könnt.

 

Dies verstehe ich aber nicht als eine zwangsläufige quasie naturgesetzliche Notwendigkeit, wie dies häufig aus marxistischer Sicht passiert. Ich möchte sie vielmehr unter machttheoretischen Gesichtspunkten verstehen. Also unter der Fragestellung, wem nutzt das, wer betreibt das. Es gibt TäterInnen hinter der Tat. Auch die Globalisierung fällt nicht vom Himmel. Diese Machtverhältnisse sind für mich dabei ähnlich zu begreifen, wie männliche Herrschaftsausübung im Patriarchat, wie alltäglicher Sexismus. Gewalt und Herrschaft, die dezentral, netzwerkartig, auf der Basis von Strukturen der Selbstorganisation, informeller Strukturen und Alltagssozialisation funktionieren.

Diesen Teil der Analyse könnt Ihr im Artikel - 'Der Kapitalismus zählt seine Toten nicht' - nachlesen.

 

Aber gerade in Zeiten des Umbruchs, der Modernisierung der Herrschaft ergeben sich auch Lücken und Möglichkeiten für andere alternative Ansätze. Und die TäterInnen sind nicht unangreifbar.

Ein Bereich der das eigentliche Ziel dieser Texte ausmacht und der angedacht wird mit der Idee der Gesellschaftsorganisation nach Art einer Fasermatte im Text - 'Fight the MIG's' -.

 

Ich halte Objektivität für das Opium der Neuzeit, Opium für das Volk. War es früher Gott und die Kirche die den Richtspruch fällten, so sind es heute die sogenannten Realisten, die die sogenannten objektiven Gegebenheiten, die nun mal so sind, festlegen, und jede andere Position auf ihrem rethorischen Scheiterhaufen verbrennen. Die Behauptung der Objektivität setzt sich als einzig und ist damit zutiefst dem Totalitarismus verbunden.

Ich bin Anarchist. Schreiben ist für mich eine politische Praxis.

 

Zeiten des Umbruchs sind auch Zeiten für Revolutionen.



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Zuletzt aktualisiert 30.10.14





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