J.Djuren


Coming Out für Linksradikale


Eine der zentralen Forderungen aller Revolutionen war die Aufhebung der Geheimdiplomatie. Eine Forderung. die nie umgesetzt wurde und an deren Nichtumsetzung unter anderen die Revolutionen gescheitert sind. Informationsmonopole, das Einschränken von Informationen auf bestimmteIn-Gruppen ist insbesondere in informellen Strukturen der anarchistischen und autonomen Linken ein oft genutztes Mittel zur Durchsetzung von Entscheidungen und zum Aufbau informeller Hirarchien.

Coming Out I

Der wichtigste Schritt beim Coming Out ist, ES der eigenen Mutter zu sagen.


In der BRD gibt es nur wenige Bereiche in denen auf Grund der realen Repression eine solche Geheimhaltung notwendig ist (Notwendig ist sie insbesondere dort, wo Dritte betroffen sind, also bei der Arbeit im Ermittlungs-Ausschuß, bei der direkten Soli-Arbeit für Illegalisierte, usw.). Im Regelfall ist die Geheimhaltung aber sogar unter Sicherheitsgesichtspunkten eher kontraproduktiv, macht sie doch die klandestin organisierten Gruppen zur idealen Projektionsfläche der Medien und der SpitzelInnenbehörden für alles Böse auf der Welt. Und vereinfacht so ihre Kriminalisierung. Außerdem schafft sie auf Grund des nicht mehr offen mit einander Umgehens/Sprechens eine Situation in der es SpitzelInnenbehörden und SpitzelInnen leicht gemacht wird Gruppen zu zerstören, in dem Personen gegeneinander ausgespielt werden durch gezielt gestreute Halbwahrheiten und Fehlinformationen. Zumindest werden die Gruppen dazu gebracht sich primär mit sich selbst zu beaschäftigen. Die größte Sicherheit gegen staatliche Repression bildet im Regelfall ein offener Umgang untereinander und nach Außen, der auch den offenen Umgang mit Konflickten beinhaltet.
Ich rede hier nicht vom Verhalten in laufenden Ermittlungsverfahren, hier gilt immer, keine Aussage machen zumindest nicht ohne AnwältIn und Rücksprache mit der eigenen Gruppe. Dies ist aber die Ausnahme und nicht der politische Alltag.

Coming Out II

Als zweiter wichtiger Schritt mußt Du ES Deiner Freundin sagen.

Du darfst Dir das aber nicht zu einfach vorstellen. Und Du darfst nicht gleich aufgeben, falls du Deine Position nicht gleich vermitteln kannst.


Mir geht es hier um die Paranoia, die zum Teil aus der Computer- und Hackerszene in die Linke rüberschwappt und zum Teil als Element des sich Wichtigmachens über Geheimhaltung ("Ich weiß was, was Du nicht weißt - Ätsch -!") schon länger Element der link(sradikal)en Szene ist. Wieso soll ich meine Email unleserlich machen, oder meinen Namen geheim halten, ich tue schließlich das Richtige als Anarchist, die SpitzelInnen sollen gefälligst unter ihren Abtretern bleiben und am besten auch dort verschwinden. Die Entwicklung von link(sradikal)er Politik hin zu politischem Klappensex halte ich für fatal. Das bewußte Besetzen öffentlicher Räume ist ein wesentlicher Bestandteil der Durchsetzung von politischen Anschauungen. Die lesbische und die schwule Szene hat wesentliche politische Erfolge ihrem offensiven Coming Out zu verdanken. Wenn Link(sradikal)e heute den umgekehrten Weg gehen, und beginnen sich auf dem Clo zu verstecken werten sie damit nicht nur sich selbst und ihre Position ab, sie werten auch die SchnüfflerInnen und anderen Büttel der verschiedene Repressionsdienste symbolisch auf.

- Freiräume, die ich nicht nutze, werden eingeschränkt. Die unnötige Selbstzensur innerhalb der Linken durch Annonymisierung an Punkten, wo dies nicht nötig ist, befördert die Repression.

- Geheimhaltung und Informtionshierachien produzieren innerhalb einer Gruppe autoritäre Strukturen, und die paranoiische Abschottung nach Außen als dem Feindesland produziert sektenähnliche Gruppenstrukturen.



Jörg Djuren


Wider die Anpassung an Herrschaftsverhältnisse - J.Djuren

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Zuletzt aktualisiert 30.10.14



Spitzel, Verfassungsschutz. 'Coming Out für Linksradikale' - Wieso sich verstecken? Für einen offensives nach außen gerichtetes politisches Auftreten - ein Text zum Umgang mit Repression, Spitzeln, Abhören, Überwachung in der BRD, Verfassungsschutz, V-Leute, Zensur, Verschlüsselung, Sicherheitswahn, § 129a, Politische Polizei