Annemarie Arndt Was Ihr wollt oder Die Rehabilitation Jesu Christi, des eingeborenen Sohnes Theaterstück in zwei
Aufzügen Die Personen des Stückes Prolog
& Zwischenspiel Eine
alte, eine mittelalte und eine junge Frau 1.
& 2. Akt Hausherr
und Hausfrau und ihr verheirateter Sohn mit seiner Frau und den beiden
Enkelkindern, Sven, der große Junge, und Maria, die Kleine.
Außerdem ein befreundetes älteres Ehepaar und Jesus Christus mit
Kreuz auf dem Rücken. Prolog Auf einem Vorsprung an der Seite der
Bühne sitzen drei Frauen, eine junge, eine mittelalte und eine alte. Sie
beobachten die ZuschauerInnen. Der Vorhang ist bereits geöffnet. Die alte Frau: Guckt Sie Euch an,
Sie genießen auch im Theater Ihr eigenes Elend zu sehen. Die mittelalte
Frau: Sie möchten auch ausbrechen. Die alte Frau: Oh ja, aber nur
unter Aufsicht. Die junge Frau: Guckt, Sie
beobachten uns. Seht
dahinten! Die Frauen lachen. 1. Aufzug Eine Terasse mit Sitzecke, auf der
Rückseite eines Hauses. Fast eine Art Wintergarten mit Zugang zum Garten.
In der Nähe ein Sandkasten. In einer Ecke steht spinnwebenverhangen Jesus
Christus mit Kreuz auf dem Rücken. Ab und an wischt er sich seufzend
über die Stirn. Es ist Nachmittag, Sonnenschein - die
Hausfrau deckt den Tisch für sieben Personen ein. Es klingelt, Schritte sind zu
hören, jemand öffnet eine Tür. Die Stimme des Hausherren ist zu
hören. Hausherr: Ah, Isabel,
Martin, schön das Ihr Euch doch noch entschieden habt. Mathilda ist auf
der Terasse. Kommt, legt doch
ab. Stimmengewirr, das näher kommt.
Dann öffnet der Hausherr die Hintertür des Hauses. Isabell betritt
die Terasse gefolgt von Martin und dem Hausherren. Isabel: Thilda, da sind
wir. Isabel geht zum Terassenrand und starrt in den Himmel; Das habt Ihr ja wieder gut
hingekriegt. Was zahlt Ihr Petrus? Martin (ist inzwischen auf die Hausfrau
zugegangen und hat sie umarmt): Thilda, laß Dich
begrüßen. Hausfrau (ein Tablett an Jesus anlehnend
zu Isabell gewandt): Ah, dafür haben wir doch Jesus. Die Hausfrau wischt ein wenig an Jesus
herum.: Aber setzt Euch doch. Darf ich Euch ein Stück Kuchen anbieten und Kaffee? Martin: Da sagen wir nicht
nein. Die Hausfrau gibt allen Kuchen und
Kaffee. Isabel: Oh ja, Danke. Aber
für mich nur ein kleines Stück. Und Martin muß auch etwas
aufpassen. Hausfrau: Dann gibts weniger
zum Abendbrot. Hausherr: Ich glaube Du hast
den Süßstoff vergessen. Hausfrau: Ich? Du kannst ja
auch mal mit anfassen. Hausherr: Soll ich ihn
holen. Hausfrau: Nein ich geh
schon. Die Hausfrau verschwindet im Haus. Martin: Na den Frauen kann
man es auch nie recht machen. Isabell: Na ja, wenn wir
auf Euch warten würden, wäre doch der Tisch morgen noch nicht
gedeckt. Martin: Na komm, wer hat
gestern abgewaschen? Isabell: Ich tue das jeden
Tag. Die Hausfrau kommt zurück mit dem
Süßstoff, und stellt ihn auf den Tisch. Hausherr (legt
Isabel die Hand auf den Arm): Na laß mal gut sein, dafür
fährt er Dich doch auch wieder. Hausfrau: Dieter und Uschi
wollten auch noch kommen. Isabell: Und die
Enkelkinder kommen auch mit? Hausherr: Das wußten
Sie noch nicht. Ein Schauspieler in Kinderkleidung
läuft um die Ecke des Hauses und springt dem Hausherren auf den
Schoß. Junge: Opa! Um die Ecke biegen nun auch der
Schwiegersohn die Tochter und mit dem jüngsten Enkelkind, Maria, an der
Hand. Auch Maria wird von einer erwachsenen Schauspielerin gespielt. Tochter: Ach das hatten wir
uns doch gedacht. Wir hatten Eure Stimmen gehört, da sind wir gleich ums
Haus gegangen. Na, und der Sven gleich wieder beim Opa. Hausfrau: Ja, wenn die hier
sind hat der Opa keine Ruhe. Hausherr: Och, das mach ich
ja gerne. Der Junge haut mit einem Plastikauto auf
seinen Opa ein. Der Hausherr schiebt ihn darauf vom
Schoß. Der Junge rennt zum Sandkasten und
fängt an ein Loch auszuheben. Tochter und Schwiegersohn schütteln
allen die Hände, setzen sich. Die kleine Maria bleibt bei ihrer Mutter und
spielt mit einem Tamagotchi. Das Kind trägt Schuhe mit hohen
Absätzen. Martin (zu Maria
gewandt): Du bist aber hübsch. Komm doch mal her. Maria versteckt sich halb hinter ihrer
Mutter Tochter: Na zeig Dich doch
mal dem Onkel Martin. Sonst ist sie gar nicht ängstlich. Sie macht jetzt
auch schon Ballett. Zur Tochter
gewandt: Zeig doch mal Opa was du gelernt hast. Die Tochter dreht sich ein wenig,
spreizt die Beine und macht einen Knicks. Opa: Das war aber sehr
schön. Martin zieht
Maria zu sich heran und setzt sie auf seinen Schoß: Ja die Kleine ist
schon ein richtig großes Mädchen. Er zwingt das
Mädchen sich in Pose zu setzen: Na Brust raus. Da ist ja schon richtig
was. Schöne Schühchen hast du ja auch
schon. Isabell: Ach sonst nennst
Du die doch immer Schnellfickerschuhe. Wie meintest Du; Da sehen sie schön
früh erwachsen und griffig aus. Die Hausfrau
guckt etwas pickiert. Tochter: Ja Marie ist immer etwas
schüchtern. Hausherr
(lachend, Maria zu sich ziehend): Ganz die Mutter. So schüchtern war
unsere Tochter früher auch. Die hat sich sogar vor dem Pastor versteckt,
nur weil der Zigarre geraucht hat. Und heute raucht Sie selber. Hausfrau: Da solltest Du mal
lieber wieder mit aufhören. Martin zum
Schwiegersohn: Na, aber wenn erst der Richtige kommt. Und zur Tochter: Das wirst du bei
Deiner Tochter auch noch erleben. Die Hausfrau schenkt Kaffee nach. Isabel (zum
Sohn): Ihr wart im Urlaub? Tochter: Wir waren segeln
und Sven mußte unbedingt immer ans Steuer. Schwiegersohn: Das hat er aber
schnell gelernt. Tochter: Und dann
mußten die Männer natürlich von der Reling pinkeln. Martin: Aber nicht gegen
den Wind. Alle lachen. Tochter (lachend
mit kurzem Blick zu Maria): Maria hat das dann auch versucht. Maria läuft zu Jesus und zehrt ihn zu dem freien
Platz am Tisch. Die anderen beachten ihn nicht. Maria lacht auch. Tochter mit
Blick zum Jungen: Und im Herbst gehen mal nur die Männer segeln. Dann haben Maria und ich mal Ruhe. Sie streichelt Ihrer Marie, die wieder
bei ihr steht, über den Kopf. Hausfrau: Papa ist leider
immer zu träge zum Sport, außer beim Fernsehen. Zum Ehemann: Ich würd auch
mal gerne sowas unternehmen. Hausherr: Du willst doch
immer nicht. Hausfrau: Das stimmt doch
gar nicht. Isabel (die sich
plötzlich Jesus zuwendet, der gerade unauffälig ein Stück Kuchen
zu klauen versucht): Ach streitet Euch doch nicht, Ihr habt doch euren
Wunderknaben. Ich dachte der kann auf dem Wasser gehen - das ist doch praktisch
beim Segeln, dann kann er euch ziehen. Martin (zur
Hausfrau): Kann er uns nicht ein paar Kunststücke vormachen. Er nimmt Jesus das Kuchenstück vom
Teller: Dann gibts auch Kuchen. Isabell: Oder ein bischen
mehr. Sie schiebt Jesus einen Geldschein in
die Hose. Maria: Au, ja. Parallel ergeben sich verschiedene
Handlungsstränge. Jesus macht einen Kopfstand und einige
andere Kunststücke. Maria tanzt um ihn herum Alle klatschen. Martin wirft das
Kuchenstück vor Jesus auf den Boden. Jesus stopft es sich schnell in den
Mund, dabei macht er noch einige tänzelnde Schritte. Alle lachen und klatschen. Schwiegertochter: Eine richtige
Primaballerina. Martin: Ja, ganz
hübsch. Martin steht auf und begutachtet Jesus,
er entreißt ihm das Kreuz und wirft es auf den Boden. Dann umfaßt
er ihn von hinten und zwingt ihn zum Tanzen. Isabel: Oh ja, Bolero! Isabel fängt an zu klatschen Alle klatschen rythmisch. Alle schneller
werdend: Hey, Hey, Hey, Hey, Hey, .. Der Tanz wird immer schneller und
gewalttätiger. Zum Abschluß schleudert Martin
Jesus zu Boden, dreht sich zum Publikum und veneigt sich. Alle klatschen. Martin setzt sich wieder. Die Hausfrau schenkt Kaffee nach. Tochter: Bravo! zu Isabell: Na, so unsportlich
ist dein Mann doch gar nicht. Martin: Das will ich
meinen. Isabell, Jesus
mit einem Blick streifend, zu ihrem Mann gewandt: Ich wußte
gar nicht, daß du was für
hübsche Jungs übrig hast. Tochter: Ist doch wirklich
ein hübscher Junge. Martin zu
Isabell: Du hast wohl schon wieder zuviel getrunken. Hausfrau zum
Schwiegersohn: Läuft Euer Auto wieder? Isabell: Da verwechselst Du
uns wohl. Schwiegersohn: Ja, Peter hat die
Bodenbleche geschweißt. Aber ansich brauchten wir mal ein Neues. Aber
dass kann ich mir nicht nicht leisten. Isabel geht zu Jesus und schiebt ihm
Geld hinten in die Hose. Sie streichelt seine nackten Beine. Jesus kurz von
Isabell aufguckend: Die Kinder fressen einem die Haare vom Kopf. Tochter: Ich frag mich, wie
die Türken das machen. Hausfrau: Mit vier oder
fünf Kindern. Da packen noch alle mit an, früher
ging das auch. Martin: Ach was, die leben
doch alle von Sozialhilfe und Kindergeld. Guck dir das doch an. Schwiegersohn: Manchmal frage ich
mich auch, wozu ich noch arbeite, als Sozialhilfeempfänger hätte ich
mehr Geld. Tochter: Du redest manchmal
einen Blödsinn. Isabel hat sich rittlings auf Jesus
Schoß gesetzt. Sie hat seinen Kopf an ihren Bauch gedrückt und
streichelt ihn. Schwiegersohn: Nein, wenn du alle
Abgaben abrechnest stimmt das. Tochter: Du Armer. Hausfrau: Die Politik ist
wirklich familien- feindlich. Tohter: Ja, aber wenn er
nur ein bischen besser auftreten würde, würde er auch mehr verdienen. Schwiegersohn: Das bringt doch
gar nichts. Du mußt bescheißen. Hausfrau: Wollt Ihr noch ein
Stück Kuchen. Martin: Die Türken
sind nichts anderes gewohnt, das
ist auch ihr Vorteil. Hausfrau: Die haben das halt
nicht anders gelernt. Isabel und Jesus wälzen sich auf
einmal am Boden, in einander verschlungen, offensichtlich erregt. Von den Anderen werden sie nicht
beachtet, nur uninteressierte Blicke streifen sie sporadisch. Tochter: Aber wenn sie
andere Kinder erpressen, hört für mich die Toleranz auf. Jesus kurz
aufschauend: Ja, davon habe ich auch gelesen. Hausfrau: Früher gab es
sowas nicht. Martin: Bald haben wir
hier überall türkische Zustände. Tochter zur
Mutter: Es geht gar nicht um Intoleranz. Aber wir sind halt eine christliche
Kultur und das will ich auch bleiben. Was meint Du wohl, was die Fundamentalisten
bei denen sagen würden? Die Hausfrau schenkt Kaffee nach. Jesus vergewaltigt und tötet
Isabel. Dann schneidet er ihr die Kehle durch
und fängt einen Teil des Blutes in einer Flasche auf. Am Tisch schweigen alle, trinken Kaffee
und Schauen in den Garten. Tochter: Die Blumen sind
aber hübsch. Hausfrau: Der Garten macht
auch viel Arbeit. Jesus setzt sich an den Tisch und
läßt seine Hand in die Bluse der Tochter gleiten - offensichtlich zu
ihrem Wohlgefallen. Jesus: Kinder brauchen ihren Vater. Hausfrau: Ja, Söhne
werden erwachsen. Der Junge geht zum Opa/Hausherren und
versucht ihn wegzuzerren. Nach einer Weile gelingt es ihm. Der Opa/ Hausherr folgt brav. Der Junge
zerrt ihn zur Sandkiste. Maria läuft zum Opa und spielt dann
auch in der Sandkiste, während der Bruder wieder gräbt. Der Opa/Hausherr spielt mit dem Jungen
und dem Mädchen. Der Junge und das Mädchen streiten
sich. Der Opa/Hausherr versucht sie auseinander zu halten. Maria schlägt mit einer Schaufel
auf den Opa/Hausherren ein. Er versucht sie ihr wegzunehmen. Der Junge nutzt den Moment um den
Opa/Hausherren mit einer bei den
Gartengeräten abgestellten Axt niederzuschlagen. Beide Kinder schlagen auf den Opa/Hausherren
ein. Der Junge und das Mädchen
wälzen den benommenen Opa/Hausherren in das Loch im Sandkasten und
schaufeln Sand über ihn. Immer wenn er sich rührt schlagen sie noch
mal mit Axt und Schaufel zu. Die Kinder streuen Blumen über den
jetzt offensichtlich toten Opa/ Hausherren. Der Junge und das Mädchen holen das
Kreuz und richten es auf dem Grab auf. Tochter (zu den
Kindern hinweisend): Ach guckt mal! Das ist ja
süß. Alle stehen auf und gehen zum
Sandkasten. Jesus und die Tochter eng beieinander. Schwiegersohn: Laßt uns ein
Photo machen. Der Schwiegersohn holt die Kamera. Jesus
nimmt sie ihm ab. Jesus dirigiert die Aufstellung für
das Photo ums Grab herum. Dann besprenkelt er allle mit Blut. Die Stimmung ist
ausgelasssen. Jesus (durch die
Kamera guckend): Na, wo ist das Vögelchen. Der Kamerablitz. Der Vorhang fällt. Schluß
erster Aufzug Pause Zwischenspiel Der Vorhang ist wieder geöffnet,
seitwärts liegen die Alte, die junge und die mittelalte Frau auf dem Boden
und spielen murmeln. Auf der Bühne hat sich das Szenario
nicht verändert. Nach einer Weile. Die Junge Frau: Ich glaube sie
wollen mitspielen. Die alte Frau: Ach was. Die mittelalte
Frau: Die spielen nur zum Training. Die alte Frau: Spiel weiter. Sie spielen weiter murmeln. Nach einer
Weile stehen sie auf und gehen lachend und sich unterhaltend hinaus. 2.
Aufzug Jesus kommt auf die Bühne, nun im
Anzug. Er stellt sich ans Grab, geht um das Grab herum zum Bühnenrand,
zurück,.. . Jesus: Alles stirbt. Und
wir - bleiben allein
zurück. So müssen wir
sie ersetzen. Wer sonst sollte das tun? Arbeiten, Schlafen, Essen, und Frauen. Jesus lacht: Aber was
zählt, trage ich weiter. Vater Sohn Vater Sohn Vater - nun bist du tot Das hast Du davon, ich werde nicht
dieselben Fehler machen. Die Verantwortung tragen für das, was Du getan
hast. - mmh - Du mußt die Leute bescheißen.
Das mögen sie. Zum Publikum weisend: Sieh sie Dir doch
an! Ja, wir sollen für alles aufkommen, die Türken, die Kinder, die Exfrau,
das ganze Elend der Welt. Meine Kinder, meine Frau, meinetwegen. Dann will ich aber auch was davon haben. Ich laß mich doch nicht an die Wand
stellen, nur weil ich sage, was Sie denken. Wer nicht vorsorgt, hat doch selber schuld. Oder? Aber die, die Verantwortung
übernehmen, sind ja immer die Bösen. Lieber nichts tun. Das ist doch das
Grundproblem dieses Staates. Diese ewiggestrigen
Möchtegernrevolutionäre. Jesus streift das Kreuz, kippt es um. Er setzt sich darauf. Er greift sich in die Hose und
befriedigt sich selbst. Danach wendet er sich wieder dem Publikum
zu. Jesus: Na, was ist? - Noch
nie gesehen? Ach Gottchen, so spießig. Papi ist tot, der kann es nicht mehr sehen. Vorhang Eine Murmel rollt über die
Bühne Schluß
Die Wahrheit über Jesus Christus - Blasphemie?
Impressum: Paula & Karla Irrliche
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Zuletzt aktualisiert 30.10.14
Jesus Christus. Was Ihr wollt oder die Rehabilitation Jesu Christi - Theaterstück von Annemarie Arndt über; Subjekt Geschlechtsidentität Mann männlich Gewalt Sexismus Familie Kindheit Christentum Vater Patriarchat Theater Bürgerliche Moral Doppelmoral
Die Wahrheit über Jesus Christus - Blasphemie?
Was darf Theater? Wo sind die Grenzen der Blasphemie, im Fall 'Jesus Christus'?
Ausgehend von der psychoanalytischen Theorie könnte der Fall 'Jesus Christus' auch als ein Fall von Schizophrenie abgehandelt werden.
Jesus Christus als Schizophrener. Viele Erscheinung und Aussagen von Jesus Christus sind im hohen Maß typisch für einen Fall von Schizophrenie;
- Jesus Christus Angabe, er wäre Gottes Sohn.
- Jesus Christus Zwiesprache mit Gott.
- Die von Jesus Christus geäußerte Vorstellung, er wäre vom Teufel versucht worden.
Überhaupt gilt das Hören von nichtexistenten Stimmen als ein klassisches Symptom der Schizophrenie, Jesus Christus wäre also ein gerade zu typischer Fall.
Auch der Glaube von Jesus Christus, in einem höheren Auftrag zu handeln, der ihn zu zwanghaften Handlungen gegenüber anderen veranlaßt, weist auf die Diagnose Schizophrenie.
Und auch die Unfähigkeit, zwischen der eigenen Person und den sie umgebenden Dingen eine klare Trennung zu vollziehen, die Jesus Christus dokumentiert, wenn er das geteilte Brot als seinen Leib und den Wein als sein Blut bezeichnet, kann als Hinweis auf die Diagnose Schizophrenie gelesen werden.
Als ein weiteres Symptom kann im gleichen Zusammenhang der selbst zerstörerische Akt Jesus Christus gelesen werde, mit dem er sich den Jüngern als Gastmahl anbietet (Mein Leib, Mein Blut). Ein Wunsch nach Selbstauslöschung, der bei Jesus Christus seine Fortsetzung findet, in der Bereitwilligkeit mit der er sich kreuzigen läßt.
Letztendlich ist auch die völlige Realitätsleugnung, die sich im Glauben Jesus Christus zeigt, dort wo er behauptet, von den Toten wiederzukehren, als ein Symptom für eine schizophrene Erkrankung, für den medizinischen psychiatrischen Fall 'Jesus Christus', begreifbar.
Ausgehend vom Fall 'Julius Schreber', der in der psychoanalytischen Theorie als Musterbeispiel einer schizophrenen Erkrankung gilt, werden die vielfältigen Übereinstimmungen mit dem Fall 'Jesus Christus' deutlich. Auch Julius Schreber hörte Engel, genau wie Jesus Christus.
Auch Julius Schreber hielt Zwiesprache mit Gott, genau wie Jesus Christus.
Und Julius Schreber entwickelter eine komplizierte Realitätslehre, auch in diesem Punkt vergleichbar Jesus Christus.
Hätte Julius Schreber 1000 Jahre früher gelebt, wäre er wahrscheinlich als Ketzer verbrannt worden oder er hätte vielleicht, wie Jesus Christus, eine neue Religion begründet - oder beides.
Das Theater könnte all diese potentiellen Zusammenhänge darstellen, doch dürfte es das?
Problematisch wäre, daß hier durch das Theater der Krankheitsbegriff Schizophrenie unkritisch und autoritär verwendet würde, Jesus Christus würde durch das Theater unter das Kuratel der Psychiatrie gestellt.
Die Psychiatrie ist aber in nichts weniger totalitär als die Kirche.
Doch der Fall 'Jesus Christus' könnte im Theater auch progressiv umgekehrt gedeutet werden. Dahin gehend, daß auch ein Schizophrener, wie Jesus Christus, wichtige Einsichten zum gesellschaftlich Zusammenleben beitragen kann.
Das Theater könnte am Beispiel Jesus Christus deutlich machen, daß die Definition von Schizophrenie als Krankheit eine gesellschaftlich willkürliche ist, und das Schizophrenie, wie am Beispiel Jesus Christus ersichtlich, auch eine Bereicherung der Gesellschaft darstellen kann. Der Fall 'Jesus Christus' könnte den Menschen vor Augen führen, das es auf den Umgang mit Schizophrenie ankommt, das der gesellschaftliche Umgang die Wirkung bestimmt.
Wenn Jesus Christus frei rumlaufen durfte, wieso sollten dann nicht auch die Schizophrenen von heute Freizügigkeit genießen.
Der Fall 'Jesus Christus' könnte der Ausgangspunkt für die Aufhebung der Diskriminierung sein, der heute Schizophrene in der Gesellschaft ausgesetzt sind.
Dies würde aber voraussetzen Jesus Christus nicht nur im Theater auf die Erde zurückzuholen, sondern Jesus Christus allgemein zu entgöttlichen. Die Entgöttlichung des Jesus Christus könnte so zu seiner letzten und vielleicht größten humanen Tat werden. In dem diese Entgöttlichung des Symbols Jesus Christus gleichzeitig mit einer Aufforderung zur allgemeinen Toleranz und Akzeptanz der sozialen und psychischen Abweichungen, die sich im realen Leben Jesus Christus zeigen, einhergehen würde.
Doch das Theater könnte noch weiter gehen. Das Theater könnte auch fragen, wieso dieser Jesus Christus schizophren geworden ist?
Das Theater könnte dann fragen;
- Hat die Schizophrenie Jesus Christus etwas mit Verlogenheit und Doppelmoral seiner Mutter zu tun. Maria, die den Beischlaf aus dem Jesus Christus hervorgegangen ist, verheimlicht und statt dessen von Egeln redet und Gott.
Hatte Maria vorehelichen Verkehr mit einem Adligen, der Vater Jesus Christus ist, und der nicht genannt werden will?
Oder hatte Maria vorehelichen Verkehr mit einem Mann aus dem Hauspersonal und daraus ist Jesus Christus hervorgegangen, oder war es einfach eine Liebschaft von der Straße?
Wurde Maria von einem Verwandten mißbraucht?
War die Hochzeit mit dem alten Joseph eine Notheirat um die Schwangerschaft mit dem Anstrich von Legitimität zu versehen?
Waren es diese Lügen und Verstellungen, die bei Jesus Christus die Schizophrenie ausgelöst haben?
Hat Maria mit ihren Ausreden die göttliche Vorlage geliefert und diese dem Kind frühzeitig eingeflößt?
Hat Maria vielleicht am Ende gar selbst angefangen ihre Reden zu glauben?
- Oder wurde die Schizophrenie durch einen autoritären, und gleichzeitig den eigenen Ansprüchen nicht genügenden, doppelmoralisch agierenden, Mann als Vater ausgelöst, wie im Fall 'Julius Schreber'? Wer war Joseph, wie war Joseph wirklich?
Was ist von einem alten Mann zu halten, der sich ein Mädchen, Maria, als Frau mehr oder minder kauft?
Mußte Jesus Christus bei diesen Familienverhältnissen nicht schizophren werden?
Und haben die Rabbis diese Entwicklung nicht noch verstärkt?
Doch dürfte das Theater dies alles am Fall 'Jesus Christus' deutlich machen und fragen, oder wäre dies Blasphemie?
Anna Irrliche, 2008