Annemarie Arndt

 

                                                                                                                                               

Annemarie Arndt

 

 

 

 

 

 

 

 

Was Ihr wollt

 

oder

 

Die Rehabilitation

Jesu Christi,

des eingeborenen

Sohnes

 

 

 

 

Theaterstück in zwei Aufzügen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Die Personen des Stückes

 

 

 

 

 

Prolog & Zwischenspiel

 

Eine alte, eine mittelalte und eine junge Frau

 

 

1. & 2. Akt

 

Hausherr und Hausfrau und ihr verheirateter Sohn mit seiner Frau und den beiden Enkelkindern, Sven, der große Junge, und Maria, die Kleine. Außerdem ein befreundetes älteres Ehepaar und Jesus Christus mit Kreuz auf dem Rücken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Prolog

 

 

Auf einem Vorsprung an der Seite der Bühne sitzen drei Frauen, eine junge, eine mittelalte und eine alte. Sie beobachten die ZuschauerInnen. Der Vorhang ist bereits geöffnet.

 

 

Die alte Frau: Guckt Sie Euch an, Sie genießen auch im Theater Ihr eigenes Elend zu sehen.

 

Die mittelalte Frau: Sie möchten auch ausbrechen.

 

Die alte Frau: Oh ja, aber nur unter Aufsicht.

 

Die junge Frau: Guckt, Sie beobachten uns.

 

                                    Seht dahinten!

 

 

Die Frauen lachen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

1. Aufzug

 

 

Eine Terasse mit Sitzecke, auf der Rückseite eines Hauses. Fast eine Art Wintergarten mit Zugang zum Garten. In der Nähe ein Sandkasten. In einer Ecke steht spinnwebenverhangen Jesus Christus mit Kreuz auf dem Rücken. Ab und an wischt er sich seufzend über die Stirn.

Es ist Nachmittag, Sonnenschein - die Hausfrau deckt den Tisch für sieben Personen ein.

Es klingelt, Schritte sind zu hören, jemand öffnet eine Tür.

Die Stimme des Hausherren ist zu hören.

 

 

Hausherr: Ah, Isabel, Martin, schön das Ihr Euch doch noch entschieden habt. Mathilda ist auf der Terasse.

 

Kommt, legt doch ab.

 

 

Stimmengewirr, das näher kommt. Dann öffnet der Hausherr die Hintertür des Hauses. Isabell betritt die Terasse gefolgt von Martin und dem Hausherren.

 

 

Isabel: Thilda, da sind wir. Isabel geht zum Terassenrand und starrt in den Himmel; Das habt

Ihr ja wieder gut hingekriegt. Was

zahlt Ihr Petrus?

 

Martin (ist inzwischen auf die Hausfrau zugegangen und hat sie umarmt): Thilda, laß Dich begrüßen.

 

Hausfrau (ein Tablett an Jesus anlehnend zu Isabell gewandt): Ah, dafür haben wir doch Jesus.

Die Hausfrau wischt ein wenig an Jesus herum.: Aber setzt Euch doch. Darf ich Euch

ein Stück Kuchen

anbieten und Kaffee?

 

Martin: Da sagen wir nicht nein.

 

 

Die Hausfrau gibt allen Kuchen und Kaffee.

 

 

Isabel: Oh ja, Danke. Aber für mich nur ein kleines Stück. Und Martin muß auch etwas aufpassen.

 

Hausfrau: Dann gibts weniger zum Abendbrot.

 

Hausherr: Ich glaube Du hast den Süßstoff vergessen.

 

Hausfrau: Ich? Du kannst ja auch mal mit anfassen.

 

Hausherr: Soll ich ihn holen.

 

Hausfrau: Nein ich geh schon.

 

 

Die Hausfrau verschwindet im Haus.

 

 

Martin: Na den Frauen kann man es auch nie recht machen.

 

Isabell: Na ja, wenn wir auf Euch warten würden, wäre doch der Tisch morgen noch nicht gedeckt.

 

Martin: Na komm, wer hat gestern abgewaschen?

 

Isabell: Ich tue das jeden Tag.

 

 

Die Hausfrau kommt zurück mit dem Süßstoff, und stellt ihn auf den Tisch.

 

 

Hausherr (legt Isabel die Hand auf den Arm): Na laß mal gut sein, dafür fährt er Dich doch auch wieder.

 

Hausfrau: Dieter und Uschi wollten auch noch kommen.

 

Isabell: Und die Enkelkinder kommen auch mit?

 

Hausherr: Das wußten Sie noch nicht.

 

 

Ein Schauspieler in Kinderkleidung läuft um die Ecke des Hauses und springt dem Hausherren auf den Schoß.

 

 

Junge: Opa!

 

 

Um die Ecke biegen nun auch der Schwiegersohn die Tochter und mit dem jüngsten Enkelkind, Maria, an der Hand. Auch Maria wird von einer erwachsenen Schauspielerin gespielt.

 

 

Tochter: Ach das hatten wir uns doch gedacht. Wir hatten Eure Stimmen gehört, da sind wir gleich ums Haus gegangen.

 

Na, und der Sven gleich wieder beim Opa.

 

Hausfrau: Ja, wenn die hier sind hat der Opa keine Ruhe.

 

Hausherr: Och, das mach ich ja gerne.

 

 

Der Junge haut mit einem Plastikauto auf seinen Opa ein.

Der Hausherr schiebt ihn darauf vom Schoß.

Der Junge rennt zum Sandkasten und fängt an ein Loch auszuheben.

 

Tochter und Schwiegersohn schütteln allen die Hände, setzen sich. Die kleine Maria bleibt bei ihrer Mutter und spielt mit einem Tamagotchi. Das Kind trägt Schuhe mit hohen Absätzen.

 

Martin (zu Maria gewandt): Du bist aber hübsch. Komm doch mal her.

 

 

Maria versteckt sich halb hinter ihrer Mutter

 

 

Tochter: Na zeig Dich doch mal dem Onkel Martin. Sonst ist sie gar nicht ängstlich. Sie macht jetzt auch schon Ballett.

Zur Tochter gewandt: Zeig doch mal Opa was du gelernt hast.

 

 

Die Tochter dreht sich ein wenig, spreizt die Beine und macht einen Knicks.

 

 

Opa: Das war aber sehr schön.

 

Martin zieht Maria zu sich heran und setzt sie auf seinen Schoß: Ja die Kleine ist schon ein richtig großes Mädchen.

Er zwingt das Mädchen sich in Pose zu setzen: Na Brust raus. Da ist ja schon richtig was.

Schöne Schühchen hast du ja auch schon.

 

Isabell: Ach sonst nennst Du die doch immer Schnellfickerschuhe. Wie meintest Du; Da sehen sie schön früh erwachsen und griffig aus.

 

 

Die Hausfrau guckt etwas pickiert.

 

 

Tochter:  Ja Marie ist immer etwas schüchtern.

 

Hausherr (lachend, Maria zu sich ziehend): Ganz die Mutter. So schüchtern war unsere Tochter früher auch. Die hat sich sogar vor dem Pastor versteckt, nur weil der Zigarre geraucht hat. Und heute raucht Sie selber.

 

Hausfrau: Da solltest Du mal lieber wieder mit aufhören.

 

Martin zum Schwiegersohn: Na, aber wenn erst der Richtige kommt.

Und zur  Tochter: Das wirst du bei Deiner Tochter auch noch erleben.

 

 

Die Hausfrau schenkt Kaffee nach.

 

 

Isabel (zum Sohn): Ihr wart im Urlaub?

 

Tochter: Wir waren segeln und Sven mußte unbedingt immer ans Steuer.

 

Schwiegersohn: Das hat er aber schnell gelernt.

 

Tochter: Und dann mußten die Männer natürlich von der Reling pinkeln.

 

Martin: Aber nicht gegen den Wind.

 

 

Alle lachen.

 

 

Tochter (lachend mit kurzem Blick zu Maria):

Maria hat das dann auch versucht.

 

 

Maria läuft  zu Jesus und zehrt ihn zu dem freien Platz am Tisch. Die anderen beachten ihn nicht.

 

 

Maria lacht auch.

 

 

Tochter mit Blick zum Jungen: Und im Herbst gehen mal nur die Männer segeln.

Dann haben Maria und ich mal Ruhe.

 

 

Sie streichelt Ihrer Marie, die wieder bei  ihr steht, über den Kopf.

 

 

Hausfrau: Papa ist leider immer zu träge zum Sport, außer beim Fernsehen.

 

Zum Ehemann: Ich würd auch mal gerne sowas unternehmen.

 

 

Hausherr: Du willst doch immer nicht.

 

Hausfrau: Das stimmt doch gar nicht.

 

Isabel (die sich plötzlich Jesus zuwendet, der gerade unauffälig ein Stück Kuchen zu klauen versucht): Ach streitet Euch doch nicht, Ihr habt doch euren Wunderknaben. Ich dachte der kann auf dem Wasser gehen - das ist doch praktisch beim Segeln, dann kann er euch ziehen.

 

Martin (zur Hausfrau): Kann er uns nicht ein paar Kunststücke vormachen.

 

Er nimmt Jesus das Kuchenstück vom Teller: Dann gibts auch Kuchen.

 

Isabell: Oder ein bischen mehr.

 

 

Sie schiebt Jesus einen Geldschein in die Hose.

 

 

Maria: Au, ja.

 

 

Parallel ergeben sich verschiedene Handlungsstränge.

 

 

Jesus macht einen Kopfstand und einige andere Kunststücke.


 

Maria tanzt um ihn herum

 


Alle klatschen. Martin wirft das Kuchenstück vor Jesus auf den Boden. Jesus stopft es sich schnell in den Mund, dabei macht er noch einige tänzelnde Schritte.

 

Alle lachen und klatschen.

 

 

Schwiegertochter: Eine richtige Primaballerina.

 

Martin: Ja, ganz hübsch.

 

 

Martin steht auf und begutachtet Jesus, er entreißt ihm das Kreuz und wirft es auf den Boden. Dann umfaßt er ihn von hinten und zwingt ihn zum Tanzen.

 

 

Isabel: Oh ja, Bolero!

 

Isabel fängt an zu klatschen

 

Alle klatschen rythmisch.

 

Alle schneller werdend: Hey, Hey, Hey, Hey, Hey, ..

 

 

Der Tanz wird immer schneller und gewalttätiger.

 

 

Zum Abschluß schleudert Martin Jesus zu Boden, dreht sich zum Publikum und veneigt sich.

 

Alle klatschen.

 

Martin setzt sich wieder.

 

 

Die Hausfrau schenkt Kaffee nach.

 

 

Tochter: Bravo!

 

zu Isabell: Na, so unsportlich ist dein Mann doch gar nicht.

 

Martin: Das will ich meinen.

 

Isabell, Jesus mit einem Blick streifend, zu ihrem Mann gewandt: Ich wußte gar

nicht, daß du was für hübsche Jungs übrig hast.

 

Tochter: Ist doch wirklich ein hübscher Junge.

 

Martin zu Isabell: Du hast wohl schon wieder zuviel getrunken.

 

Hausfrau zum Schwiegersohn: Läuft Euer Auto wieder?

 

Isabell: Da verwechselst Du uns wohl.

 

Schwiegersohn: Ja, Peter hat die Bodenbleche geschweißt. Aber ansich brauchten wir mal ein Neues. Aber dass kann ich mir nicht nicht leisten.

 

 

Isabel geht zu Jesus und schiebt ihm Geld hinten in die Hose. Sie streichelt seine nackten Beine.

 

 

Jesus kurz von Isabell aufguckend: Die Kinder fressen einem die Haare vom Kopf.

 

Tochter: Ich frag mich, wie die Türken das machen.

 

Hausfrau: Mit vier oder fünf Kindern.

Da packen noch alle mit an, früher ging das auch.

 

Martin: Ach was, die leben doch alle von Sozialhilfe und Kindergeld. Guck dir das doch an.

 

Schwiegersohn: Manchmal frage ich mich auch, wozu ich noch arbeite, als Sozialhilfeempfänger hätte ich mehr Geld.

 

Tochter: Du redest manchmal einen Blödsinn.

 

 

Isabel hat sich rittlings auf Jesus Schoß gesetzt. Sie hat seinen Kopf an ihren Bauch gedrückt und streichelt ihn.

 

 

Schwiegersohn: Nein, wenn du alle Abgaben abrechnest stimmt das.

 

Tochter: Du Armer.

 

Hausfrau: Die Politik ist wirklich familien- feindlich.

 

Tohter: Ja, aber wenn er nur ein bischen besser auftreten würde, würde er auch mehr verdienen.

 

Schwiegersohn: Das bringt doch gar nichts. Du mußt bescheißen.

 

Hausfrau: Wollt Ihr noch ein Stück Kuchen.

 

Martin: Die Türken sind  nichts anderes gewohnt, das ist auch ihr Vorteil.

 

Hausfrau: Die haben das halt nicht anders gelernt.

 

 

 

Isabel und Jesus wälzen sich auf einmal am Boden, in einander verschlungen, offensichtlich erregt.

Von den Anderen werden sie nicht beachtet, nur uninteressierte Blicke streifen sie sporadisch.

 

 

Tochter: Aber wenn sie andere Kinder erpressen, hört für mich die Toleranz auf.

 

Jesus kurz aufschauend: Ja, davon habe ich auch gelesen.

 

Hausfrau: Früher gab es sowas nicht.

 

Martin: Bald haben wir hier überall türkische Zustände.

 

Tochter zur Mutter: Es geht gar nicht um Intoleranz. Aber wir sind halt eine christliche Kultur und das will ich auch bleiben.

Was meint Du wohl, was die Fundamentalisten bei denen sagen würden?

 

 

Die Hausfrau schenkt Kaffee nach.

 

 

Jesus vergewaltigt und tötet Isabel.

 

 

Dann schneidet er ihr die Kehle durch und fängt einen Teil des Blutes in einer Flasche auf.

 

 

Am Tisch schweigen alle, trinken Kaffee und Schauen in den Garten.

 

 

 

Tochter: Die Blumen sind aber hübsch.

 

Hausfrau: Der Garten macht auch viel Arbeit.

 

 

Jesus setzt sich an den Tisch und läßt seine Hand in die Bluse der Tochter gleiten - offensichtlich zu ihrem Wohlgefallen.

 

 

Jesus:  Kinder brauchen ihren Vater.

 

Hausfrau: Ja, Söhne werden erwachsen.

 

 

Der Junge geht zum Opa/Hausherren und versucht ihn wegzuzerren. Nach einer Weile gelingt es ihm.

Der Opa/ Hausherr folgt brav. Der Junge zerrt ihn zur Sandkiste.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Maria läuft zum Opa und spielt dann auch in der Sandkiste, während der Bruder wieder gräbt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Opa/Hausherr spielt mit dem Jungen und dem Mädchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Junge und das Mädchen streiten sich. Der Opa/Hausherr versucht sie auseinander zu halten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Maria schlägt mit einer Schaufel auf den Opa/Hausherren ein. Er versucht sie ihr wegzunehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 







Der Junge nutzt den Moment um den Opa/Hausherren mit einer  bei den Gartengeräten abgestellten Axt niederzuschlagen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beide Kinder schlagen auf den Opa/Hausherren ein.

 

 

 

 

 

Der Junge und das Mädchen wälzen den benommenen Opa/Hausherren in das Loch im Sandkasten und schaufeln Sand über ihn. Immer wenn er sich rührt schlagen sie noch mal mit Axt und Schaufel zu.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kinder streuen Blumen über den jetzt offensichtlich toten Opa/ Hausherren.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Junge und das Mädchen holen das Kreuz und richten es auf dem Grab auf.

 

 

 

 

Tochter (zu den Kindern hinweisend): Ach guckt mal!

 

Das ist ja süß.

 

 

Alle stehen auf und gehen zum Sandkasten. Jesus und die Tochter eng beieinander.

 

 

Schwiegersohn: Laßt uns ein Photo machen.

 

 

Der Schwiegersohn holt die Kamera. Jesus nimmt sie ihm ab.

 

Jesus dirigiert die Aufstellung für das Photo ums Grab herum. Dann besprenkelt er allle mit Blut. Die Stimmung ist ausgelasssen.

 

 

Jesus (durch die Kamera guckend): Na, wo ist das Vögelchen.

 

 

Der Kamerablitz.

 

 

Der Vorhang fällt.

 

 

Schluß erster Aufzug

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pause

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Zwischenspiel

 

 

Der Vorhang ist wieder geöffnet, seitwärts liegen die Alte, die junge und die mittelalte Frau auf dem Boden und spielen murmeln.

Auf der Bühne hat sich das Szenario nicht verändert.

 

 

Nach einer Weile.

 

 

Die Junge Frau: Ich glaube sie wollen mitspielen.

 

Die alte Frau: Ach was.

 

Die mittelalte Frau: Die spielen nur zum Training.

 

Die alte Frau: Spiel weiter.

 

 

Sie spielen weiter murmeln. Nach einer Weile stehen sie auf und gehen lachend und sich unterhaltend hinaus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

2. Aufzug

 

 

Jesus kommt auf die Bühne, nun im Anzug. Er stellt sich ans Grab, geht um das Grab herum zum Bühnenrand, zurück,.. .

 

 

Jesus: Alles stirbt. Und wir -

bleiben allein zurück.

 

So müssen wir sie ersetzen. Wer sonst sollte das tun?

Arbeiten,

Schlafen,

Essen,

und

 

Frauen.

 

 

Jesus lacht: Aber was zählt, trage ich weiter.

Vater Sohn

Vater Sohn

Vater -

nun bist du tot

Das hast Du davon, ich werde nicht dieselben Fehler machen. Die Verantwortung tragen für das, was Du getan hast.

- mmh -

 

Du mußt die Leute bescheißen. Das mögen sie.

 

Zum Publikum weisend: Sieh sie Dir doch an!

 

Ja,

wir

sollen für alles aufkommen,

die Türken, die Kinder, die Exfrau, das ganze Elend der Welt.

 

Meine Kinder,

meine Frau,

meinetwegen.

Dann will ich aber auch was davon haben.

Ich laß mich doch nicht an die Wand stellen, nur weil ich sage,

was Sie denken.

Wer nicht vorsorgt, hat doch selber schuld.

Oder?

Aber die, die Verantwortung übernehmen, sind ja immer die Bösen.

 

Lieber nichts tun. Das ist doch das Grundproblem dieses Staates.

Diese ewiggestrigen Möchtegernrevolutionäre.

 

 

Jesus streift das Kreuz, kippt es um.

Er setzt sich darauf.

 

Er greift sich in die Hose und befriedigt sich selbst.

 

Danach wendet er sich wieder dem Publikum zu.

 

 

Jesus: Na, was ist? - Noch nie gesehen?

 

Ach Gottchen, so spießig.

 

Papi ist tot, der kann es nicht mehr sehen.

 

 

Vorhang

 

 

Eine Murmel rollt über die Bühne

 

 

Schluß

 




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Die Wahrheit über Jesus Christus - Blasphemie?







Impressum: Paula & Karla Irrliche











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Zuletzt aktualisiert 30.10.14





Jesus Christus. Was Ihr wollt oder die Rehabilitation Jesu Christi - Theaterstück von Annemarie Arndt über; Subjekt Geschlechtsidentität Mann männlich Gewalt Sexismus Familie Kindheit Christentum Vater Patriarchat Theater Bürgerliche Moral Doppelmoral






















Die Wahrheit über Jesus Christus - Blasphemie?


Was darf Theater? Wo sind die Grenzen der Blasphemie, im Fall 'Jesus Christus'?

Ausgehend von der psychoanalytischen Theorie könnte der Fall 'Jesus Christus' auch als ein Fall von Schizophrenie abgehandelt werden.
Jesus Christus als Schizophrener. Viele Erscheinung und Aussagen von Jesus Christus sind im hohen Maß typisch für einen Fall von Schizophrenie;

- Jesus Christus Angabe, er wäre Gottes Sohn.

- Jesus Christus Zwiesprache mit Gott.

- Die von Jesus Christus geäußerte Vorstellung, er wäre vom Teufel versucht worden.

Überhaupt gilt das Hören von nichtexistenten Stimmen als ein klassisches Symptom der Schizophrenie, Jesus Christus wäre also ein gerade zu typischer Fall.
Auch der Glaube von Jesus Christus, in einem höheren Auftrag zu handeln, der ihn zu zwanghaften Handlungen gegenüber anderen veranlaßt, weist auf die Diagnose Schizophrenie.
Und auch die Unfähigkeit, zwischen der eigenen Person und den sie umgebenden Dingen eine klare Trennung zu vollziehen, die Jesus Christus dokumentiert, wenn er das geteilte Brot als seinen Leib und den Wein als sein Blut bezeichnet, kann als Hinweis auf die Diagnose Schizophrenie gelesen werden.
Als ein weiteres Symptom kann im gleichen Zusammenhang der selbst zerstörerische Akt Jesus Christus gelesen werde, mit dem er sich den Jüngern als Gastmahl anbietet (Mein Leib, Mein Blut). Ein Wunsch nach Selbstauslöschung, der bei Jesus Christus seine Fortsetzung findet, in der Bereitwilligkeit mit der er sich kreuzigen läßt.
Letztendlich ist auch die völlige Realitätsleugnung, die sich im Glauben Jesus Christus zeigt, dort wo er behauptet, von den Toten wiederzukehren, als ein Symptom für eine schizophrene Erkrankung, für den medizinischen psychiatrischen Fall 'Jesus Christus', begreifbar.

Ausgehend vom Fall 'Julius Schreber', der in der psychoanalytischen Theorie als Musterbeispiel einer schizophrenen Erkrankung gilt, werden die vielfältigen Übereinstimmungen mit dem Fall 'Jesus Christus' deutlich. Auch Julius Schreber hörte Engel, genau wie Jesus Christus.
Auch Julius Schreber hielt Zwiesprache mit Gott, genau wie Jesus Christus.
Und Julius Schreber entwickelter eine komplizierte Realitätslehre, auch in diesem Punkt vergleichbar Jesus Christus.
Hätte Julius Schreber 1000 Jahre früher gelebt, wäre er wahrscheinlich als Ketzer verbrannt worden oder er hätte vielleicht, wie Jesus Christus, eine neue Religion begründet - oder beides.

Das Theater könnte all diese potentiellen Zusammenhänge darstellen, doch dürfte es das?

Problematisch wäre, daß hier durch das Theater der Krankheitsbegriff Schizophrenie unkritisch und autoritär verwendet würde, Jesus Christus würde durch das Theater unter das Kuratel der Psychiatrie gestellt.
Die Psychiatrie ist aber in nichts weniger totalitär als die Kirche.

Doch der Fall 'Jesus Christus' könnte im Theater auch progressiv umgekehrt gedeutet werden. Dahin gehend, daß auch ein Schizophrener, wie Jesus Christus, wichtige Einsichten zum gesellschaftlich Zusammenleben beitragen kann.
Das Theater könnte am Beispiel Jesus Christus deutlich machen, daß die Definition von Schizophrenie als Krankheit eine gesellschaftlich willkürliche ist, und das Schizophrenie, wie am Beispiel Jesus Christus ersichtlich, auch eine Bereicherung der Gesellschaft darstellen kann. Der Fall 'Jesus Christus' könnte den Menschen vor Augen führen, das es auf den Umgang mit Schizophrenie ankommt, das der gesellschaftliche Umgang die Wirkung bestimmt.
Wenn Jesus Christus frei rumlaufen durfte, wieso sollten dann nicht auch die Schizophrenen von heute Freizügigkeit genießen.
Der Fall 'Jesus Christus' könnte der Ausgangspunkt für die Aufhebung der Diskriminierung sein, der heute Schizophrene in der Gesellschaft ausgesetzt sind.

Dies würde aber voraussetzen Jesus Christus nicht nur im Theater auf die Erde zurückzuholen, sondern Jesus Christus allgemein zu entgöttlichen. Die Entgöttlichung des Jesus Christus könnte so zu seiner letzten und vielleicht größten humanen Tat werden. In dem diese Entgöttlichung des Symbols Jesus Christus gleichzeitig mit einer Aufforderung zur allgemeinen Toleranz und Akzeptanz der sozialen und psychischen Abweichungen, die sich im realen Leben Jesus Christus zeigen, einhergehen würde.


Doch das Theater könnte noch weiter gehen. Das Theater könnte auch fragen, wieso dieser Jesus Christus schizophren geworden ist?

Das Theater könnte dann fragen;

- Hat die Schizophrenie Jesus Christus etwas mit Verlogenheit und Doppelmoral seiner Mutter zu tun. Maria, die den Beischlaf aus dem Jesus Christus hervorgegangen ist, verheimlicht und statt dessen von Egeln redet und Gott.
Hatte Maria vorehelichen Verkehr mit einem Adligen, der Vater Jesus Christus ist, und der nicht genannt werden will?
Oder hatte Maria vorehelichen Verkehr mit einem Mann aus dem Hauspersonal und daraus ist Jesus Christus hervorgegangen, oder war es einfach eine Liebschaft von der Straße?
Wurde Maria von einem Verwandten mißbraucht?
War die Hochzeit mit dem alten Joseph eine Notheirat um die Schwangerschaft mit dem Anstrich von Legitimität zu versehen?
Waren es diese Lügen und Verstellungen, die bei Jesus Christus die Schizophrenie ausgelöst haben?
Hat Maria mit ihren Ausreden die göttliche Vorlage geliefert und diese dem Kind frühzeitig eingeflößt?
Hat Maria vielleicht am Ende gar selbst angefangen ihre Reden zu glauben?

- Oder wurde die Schizophrenie durch einen autoritären, und gleichzeitig den eigenen Ansprüchen nicht genügenden, doppelmoralisch agierenden, Mann als Vater ausgelöst, wie im Fall 'Julius Schreber'? Wer war Joseph, wie war Joseph wirklich?
Was ist von einem alten Mann zu halten, der sich ein Mädchen, Maria, als Frau mehr oder minder kauft?
Mußte Jesus Christus bei diesen Familienverhältnissen nicht schizophren werden?
Und haben die Rabbis diese Entwicklung nicht noch verstärkt?

Doch dürfte das Theater dies alles am Fall 'Jesus Christus' deutlich machen und fragen, oder wäre dies Blasphemie?


Anna Irrliche, 2008